Mehrere Studien zeigen: Frauen nutzen generative KI-Tools wie ChatGPT deutlich seltener als Männer. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Frauen nutzen generative KI wie ChatGPT seltener als Männer. Das zeigen mehrere aktuelle Studien übereinstimmend. Eine Umfrage der Universitäten Kopenhagen und Chicago unter 100.000 Arbeitnehmern in Dänemark zeigt: Die Kluft zwischen den Geschlechtern beträgt 20 Prozentpunkte.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine weltweite Umfrage von Oliver Wyman im veröffentlicht im World Economic Forum unter 25.000 Erwachsenen. 59 Prozent der männlichen Arbeitnehmer zwischen 18 und 65 Jahren nutzen mindestens einmal pro Woche KI-Tools, aber nur 51 Prozent der Frauen. Bei den 18-24-Jährigen ist der Unterschied mit 71 zu 59 Prozent am größten.
Eine UNESCO-Studie über die Voreingenommenheit von großen Sprachmodellen (LLMs) wie GPT-3 und Llama 2 zeigt ebenfalls geschlechtsspezifische Unterschiede in den von KI generierten Inhalten. In Geschichten über Männer dominierten Wörter wie "Schatz", "Wald", "Meer" und "abenteuerlich", während bei Frauen häufiger von "Garten", "Liebe", "sanft" und "Ehemann" die Rede war. Frauen wurden viermal häufiger in häuslichen Rollen beschrieben als Männer.
Frauen fragen eher nach Training
Die dänische Studie liefert auch Erklärungsansätze für die unterschiedliche Nutzung: Viele Frauen geben an, dass sie für die Nutzung von ChatGPT eine Schulung benötigen. Männer hingegen werden häufiger durch Restriktionen des Arbeitgebers und Bedenken hinsichtlich der Vertraulichkeit von Daten von der Nutzung abgehalten.
Ein Experiment der Forscher zeigt auch, dass Frauen durchaus empfänglich sind für Informationen über das Produktivitätspotenzial generativer KI. Werden sie über Experteneinschätzungen zur Zeitersparnis informiert, passen sie ihre Überzeugungen sogar stärker an als Männer und äußern eher die Absicht, ChatGPT zu nutzen.
Laut Oliver Wyman würden sich 77 Prozent der Beschäftigten im Umgang mit KI wohler fühlen, wenn ihr Arbeitgeber sie dabei unterstützen würde. Interessanterweise glauben nur 40 Prozent der Führungskräfte, dass ihre Mitarbeitenden diese Unterstützung benötigen. Die Forschende empfehlen den Unternehmen daher, umfassende Schulungen während der Arbeitszeit anzubieten, eine gemeinsame Vision für die Zukunft mit KI zu entwickeln, die IT-Teams vielfältiger aufzustellen und auch die "Digital Natives" der Generation Z in die Diskussion einzubeziehen.
Auch die UNESCO sieht Handlungsbedarf. Sie fordert, den 2021 verabschiedeten Ethikkodex für KI umzusetzen. Dazu gehört auch, gezielt Gelder bereitzustellen, um die Beteiligung von Mädchen und Frauen in MINT-Fächern zu erhöhen und Frauen als KI-Unternehmerinnen zu fördern. Derzeit sind nur 20 Prozent der technischen Mitarbeiter in führenden KI-Unternehmen Frauen, 12 Prozent der KI-Forscher und 6 Prozent der Softwareentwickler.