KI in der Praxis

KI-Stimme mit "emotionaler Intelligenz" bringt den "Her"-Moment näher

Matthias Bastian
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Midjourney prompted by THE DECODER

Das Start-up Hume AI hat in einer Series-B-Finanzierungsrunde 50 Millionen US-Dollar eingesammelt und gleichzeitig sein neues Empathic Voice Interface (EVI) vorgestellt. Die Technologie erinnert an die charmante KI-Stimme Samantha aus dem Film "Her".

EQT Ventures führte die Serie-B-Finanzierung in Höhe von 50 Millionen US-Dollar für Hume AI an. Weitere Investoren waren Union Square Ventures, Nat Friedman & Daniel Gross, Metaplanet, Northwell Holdings, Comcast Ventures und LG Technology Ventures.

Zeitgleich mit der Finanzierungsrunde stellt Hume AI sein neues Flaggschiffprodukt vor: Das Empathic Voice Interface (EVI) ist eine Art Alexa mit emotionaler Intelligenz. EVI basiert auf einer neuen Form multimodaler generativer KI, die Hume als "Empathic Large Language Model (eLLM)" bezeichnet.

EVI wurde mit Daten von Millionen menschlicher Interaktionen trainiert. Die KI nutzt den Tonfall und die Lautstärke, um zu verstehen, wann die Benutzer mit dem Sprechen fertig sind, um ihre Stimmung abzuschätzen und die Antworten im Laufe der Zeit so zu optimieren, dass die Benutzer "glücklich und zufrieden" sind, schreibt das Unternehmen.

Das System erkennt etwa natürliche Variationen in Tonhöhe und Klang, die über die Worte hinaus Bedeutung vermitteln. Außerdem antwortet die KI-Stimme mit einer so geringen Latenz, dass der Eindruck eines realistischen Gesprächs entsteht.

Der "Her"-Moment rückt näher

Das erinnert an Samantha, die charmante KI-Stimme aus dem Science-Fiction-Drama "Her" mit Joaquin Phoenix und Scarlett Johansson. In dem Film verliebt sich der einsame Theodore in Samantha, die ihn immer besser versteht. Aus Freundschaft wird Liebe. Humes EVI könnte zumindest den freundschaftlichen Teil einer solchen Beziehung in die Realität umsetzen.

"Das Hauptproblem heutiger KI-Systeme ist, dass sie auf oberflächlichen menschlichen Einschätzungen und Anweisungen basieren, die fehleranfällig sind und das enorme Potenzial der KI nicht ausschöpfen, neue Wege zu finden, um Menschen glücklich zu machen", sagt Hume-CEO Alan Cowen.

"Indem wir eine KI entwickeln, die direkt von menschlichen Glücksproxys lernt, bringen wir ihr effektiv bei, menschliche Präferenzen von Grund auf zu rekonstruieren und dieses Wissen mit jeder neuen Person, mit der sie spricht, und jeder neuen Anwendung, in die sie eingebunden wird, zu aktualisieren."

Eine Demo-Version von EVI ist bereits verfügbar und arbeitet mit Claude 3 Haiku für die Textgenerierung. Die öffentliche Verfügbarkeit für Entwickler ist für April geplant, eine Warteliste ist hier verfügbar.

EVI soll kein Beziehungssimulator werden

Anders als im Film "Her" soll bei EVI klar sein, dass es sich um ein KI-System und nicht um eine reale Person handelt. Dennoch dürften viele Nutzer keine Hemmungen haben, ihre intimsten Gefühle und Geheimnisse einer überzeugenden, emotionalen KI anzuvertrauen. Das stellt besondere Anforderungen an EVI, etwa im Hinblick auf den Datenschutz.

Auch ethische Fragen stellen sich: Darf ein Unternehmen wie Hume überhaupt eine emotionale Bindung zwischen Mensch und Maschine fördern? Und wer trägt welche Verantwortung, wenn Nutzer eine ungesunde Abhängigkeit zu ihrem KI-Gesprächspartner entwickeln?

Solche Fragen will Hume mit der "Hume Initiative" angehen, einer gemeinnützigen Organisation, die KI-Forscher, Ethiker, Sozialwissenschaftler und Juristen zusammenbringt, um ethische Richtlinien für empathische KI zu entwickeln.

Klar ist: Die nächste Generation der Sprachassistenten wird uns emotional näher sein als je zuvor. Systeme wie EVI könnten schon bald zu unersetzlichen Begleitern werden, die uns immer besser verstehen. Eine Beziehung wie in "Her" bleibt vorerst Zukunftsmusik. Hume AI zeigt jedoch, dass dieses Szenario keine reine Science Fiction mehr ist.

Quellen: