KI und Gesellschaft

KI-Überwachung: Clearviews Gesichtersammlung wächst ungebremst

Jonathan Kemper
Eine Low Poly Illustration von einem anonymen Gesicht.

Midjourney prompted by THE DECODER

Hoan Ton-That, Gründer der Überwachungsfirma Clearview AI, gibt in einem Interview Einblicke in das ungebremste Wachstum der Gesichtsdatenbank.

Die US-Überwachungsfirma Clearview AI, deren Gesichtserkennungssoftware weltweit von Strafverfolgungsbehörden und Ministerien eingesetzt wird, steht seit Jahren in der Kritik, weil sie ohne Einwilligung Gesichtsbilder aus dem Internet sammelt und für Überwachungszwecke nutzbar macht.

KI-gestützte Bildanalyse spielt bei Clearview AI ein entscheidende Rolle. Ton-That will in einem nächsten Schritt bestehende Gesichtsfilter in Social-Media-Apps zur Berechnung von Gesichtern in verschiedenen Altersklassen nutzen.

Allein in den USA habe das 2017 gegründete Unternehmen Clearview AI rund eine Million Suchanfragen bearbeitet, sagt Firmenchef Hoan Ton-That in einem Interview mit der BBC. Zudem seien mittlerweile mehr als 30 Milliarden Fotos in der Datenbank, die ungefragt von Profilen in sozialen Netzwerken wie Facebook heruntergeladen wurden.

30 Prozent des Ziels erreicht

Vor eineinhalb Jahren fasste die Sammlung noch zehn Milliarden Bilder. Clearview hat sich das Ziel von 100 Milliarden Bildern gesteckt, um "fast alle Menschen zu tracken".

Inwieweit die US-Polizei oder andere Behörden die Software routinemäßig einsetzen, ist nicht bekannt. In einigen Städten ist der Einsatz der Clearview-Software verboten. Die Website banfacialrecognition.com listet den Einsatz der Gesichtserkennung detailliert auf.

Von der Polizei in Miami heißt es laut BBC, dass der Gesichtsscanner für jede Art Delikt eingesetzt würde. Außerdem würde sie die Erkennung als Indiz behandeln, aber keine Verhaftungen aufgrund eines Algorithmus vornehmen. Ton-That gibt den Behörden die Schuld an falschen Verhaftungen.

Zuletzt hatte unter anderem Großbritannien eine Millionenstrafe gegen Clearview AI wegen mutmaßlicher Verstöße gegen den Datenschutz verhängt. Zudem sollte das Unternehmen jegliche Bilder britischer Bürger:innen löschen.

Viele weitere internationale Datenschutzbehörden gehen gegen Clearview vor. Jedoch zeigte eine im Herbst 2021 geleakte Liste auch, dass einige europäische Sicherheitsbehörden die Software selbst nutzen - selbst dann, wenn es ihnen verboten war.

Die meisten US-Unternehmen dürfen den Dienst nach einem weiteren Urteil nicht mehr nutzen, für Strafverfolgungsbehörden gibt es jedoch eine Ausnahme.

Quellen: