KI in der Praxis

Laut Microsofts CEO sind Zusammenfassungen die Killer-App für generative KI

Matthias Bastian
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Mit Microsoft und Alphabet haben gestern zwei KI-Giganten ihre Quartalszahlen vorgelegt. Das Potenzial der generativen KI war bei beiden Konzernen ein dominierendes Thema. Konkret wurden beide nicht.

Dass sich Microsoft und Alphabet so intensiv mit generativer KI beschäftigen, hat zum einen mit der Technologie an sich zu tun.

Vielleicht aber noch mehr mit der für ihren Betrieb notwendigen Cloud-Infrastruktur: Der Cloud-Markt ist für beide Technologiekonzerne ein Wachstumsmarkt und generative KI der Wachstumstreiber.

Sowohl Google als auch Microsoft konnten ihr Cloud-Geschäft im letzten Quartal dank generativer KI beschleunigen. Microsoft lag mit einem Cloud-Wachstum von 30 Prozent leicht über dem Vorjahreswert von 28 Prozent.

Googles Cloud-Wachstum hat sich mit 25,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal (22,5 Prozent) zwar wieder beschleunigt, liegt aber deutlich unter dem Vorjahreswachstum von 32 Prozent.

Microsoft hat hier durch die OpenAI-Partnerschaft einen klaren Wettbewerbsvorteil. Google ist mit seinem GPT-4-Konkurrenten Gemini Ultra bisher nicht am Markt vertreten.

In der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen sagte Alphabet-CEO Sundar Pichai, dass Ultra "bald" erscheinen werde und das Team bereits an den "nächsten Versionen" und der Implementierung in Produkte arbeite.

Zusammenfassungen sind jetzt "eine große Sache"

Laut Microsofts CEO haben eigene Studien Produktivitätssteigerungen von bis zu 70 Prozent durch generative KI ergeben. Nutzer von Copilot für Microsoft 365 seien 29 Prozent schneller bei Aufgaben wie Recherchieren, Schreiben oder Zusammenfassungen.

Letztere sind laut Nadella die "Anwendung Nummer eins" für generative KI und werden von ihm persönlich intensiv genutzt.

"Ich fasse zum Beispiel Teambesprechungen in Teams zusammen, während der Besprechung, nach der Besprechung, Word-Dokumente werden zusammengefasst, ich bekomme eine E-Mail mit einer Zusammenfassung. Zusammenfassungen sind also eine große Sache geworden."

Eine der am häufigsten genutzten Funktionen sei zudem die Möglichkeit, aus einem Word-Dokument eine PowerPoint-Datei zu erstellen. Generell würde sich die Arbeit dahin gehend ändern, dass "die Sache mit dem leeren Blatt wegfällt und man anfängt, zu prompten und zu draften", so Nadella.

Pichai tritt bei der KI-Suche auf die Bremse

Unklar ist auch die Zukunft von Googles generativer KI-Suche SGE, die Pichai als "noch in den ersten Anfängen" bezeichnete und sich eher zurückhaltend äußerte.

Generative KI sei eine weitere Möglichkeit im Sucharsenal, so Pichai. Bestimmte Fragen könnten hervorragend von SGE beantwortet werden und Google erweitere dieses Fragenspektrum.

Zur Suche gehöre aber noch viel mehr: "Eines der Dinge, die ich glaube, dass die Leute bei der Suche unterschätzen, ist die Breite der Suche, die Anzahl der Suchanfragen, die wir ständig an einem neuen Tag sehen, die wir vorher bisher nicht gesehen haben."

Ziel sei es, all diese Aspekte zu einem attraktiven Produkt zu verschmelzen. Als mögliches Szenario beschreibt Pichai die Weiterentwicklung von Bard zu einem KI-Agenten, der Fragen beantworten, aber auch Aktionen ausführen kann. Dieses Produkt könnte die klassische Suche gut ergänzen. Eine kostenpflichtige Version von Bard mit Zugriff auf das GPT-4-Pendant Gemini Ultra soll demnächst erscheinen.

Microsoft und Google wollten tanzen, aber die Zuschauer interessiert es nicht. | Bild: Statcounter

Pichais Äußerungen sind vor dem Hintergrund zu sehen, dass das Kerngeschäft Suche nach wie vor einen konstant hohen Marktanteil von rund 90 Prozent hat und hochprofitabel ist. Die bisher primär theoretische Bedrohung durch ChatGPT scheint nicht auszureichen, um wirklich Bewegung in den Markt zu bringen.

Googles SGE birgt zahlreiche Risiken

Abgesehen von den möglichen finanziellen Risiken würde sich Google mit einer umfassenden SGE-Suche weitere mögliche Nachteile einhandeln. So müsste sich das Unternehmen etwa dem Vorwurf aussetzen, durch die Generierung von Antworten als Herausgeber aufzutreten.

Kann Google die Verantwortung für KI-Antworten auf Milliarden von Suchanfragen übernehmen? Hätte der Konzern damit über Nacht eine marktbeherrschende Stellung im Verlagsgeschäft? Welche kartellrechtlichen Folgen hätte das? Und welche gesellschaftlichen und politischen Konsequenzen?

Wer ist schuld, wenn die KI nicht so antwortet, wie sie soll, etwa als Microsofts zur Fußnote verkommener Chatbot Bing falsche Informationen über Wahlen verbreitete?

Google könnte sich eine Menge Kosten und Ärger einhandeln für ein Produkt, das am Ende vielleicht nur mäßig besser ist als eine herkömmliche Suche. Wenn überhaupt.

Quellen: