KI-Forschung

Neue Google-KI: Sehende Computer für blinde Menschen

Matthias Bastian
Ein blinder Mann läuft ohne Hund oder Helfer entlang einer Linie eine Straße entlang.

Gemeinsam mit der Non-Profit-Organisation Guiding Eyes zeigt Google, wie sehende Computer blinden und sehbehinderten Menschen den Weg weisen können.

Der Gedanke ist einfach, die Wirkung groß: Im "Project Guideline" trainierten Google-Entwickler eine Bildanalyse-KI auf die Erkennung von Fahrbahnmarkierungen. Die Idee: Die Bildanalyse-KI kann einen blinden Läufer über Audiosignale entlang einer Linie auf der Straße lotsen. Der Algorithmus ist so schlank und schnell, dass er lokal auf einem Smartphone läuft, also keine Internetverbindung benötigt.

Mit einem an der Hüfte befestigten Smartphone, das mit der integrierten Kamera den Boden filmt, entdeckt die Bildanalyse-KI die Fahrbahnmarkierung und kann den Läufer links oder rechts von ihr verorten.

Die visuelle Positionsinformation wird in ein Audiosignal umgewandelt, mit dem sich der blinde Läufer selbst in Relation zur Linie verorten kann. Der Ton ist langsam und durchgängig direkt an der Linie und wird hektischer, je weiter sich der Läufer von der Linie entfernt.

Trainiert wurde die KI mit zahlreichen Fotos von unterschiedlichen Fahrbahnmarkierungen unter verschiedenen Licht- und Wetterbedingungen, um die Linienerkennung möglichst robust zu gestalten.

Die Bildanalyse-KI wurde mit zahlreichen Linienbildern unter verschiedenen Licht- und Wetterbedingungen trainiert. | Bild: Google

Project Guideline steckt noch in der Forschungsphase

Der blinde Sportler Thomas Panek trainierte mit dem System und verwendete es für eigene Testläufe, ohne dabei von einer anderen Person oder einem Blindenhund geführt werden zu müssen.

"Nicht jeder kann sich einen Blindenhund leisten oder hat menschliche Helfer. Das System verschafft blinden Menschen die Chance auf mehr Freiheit und Aktivität", sagt Panek. Er will Ende November einen fünf Kilometer langen Marathon in New York eigenständig nur per KI-Sicht laufen.

Google selbst bezeichnet die KI-Software noch als "frühes Forschungsprojekt". In diesem frühen Stadium unterstützt die Technologie nur zwei Standorte und erfordert für den sicheren Betrieb einen Begleiter. Gemeinsam mit Partnerorganisationen will Google KI-Führungslinien in mehr Gemeinden aufzeichnen lassen.

Für eine Teilnahme am Testprogramm oder eine Kollaboration zu Project Guideline können Interessierte hier ein Formular ausfüllen.

Quelle: Google

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