KI in der Praxis

Panik wie bei "Google+": Ex-Googler fällt brutales Urteil über Googles KI-Projekte

Matthias Bastian
Google Logo generatedin a neural network

Midjourney prompted by THE DECODER

Der UX-Stratege Scott Jenson, der Google im vergangenen Monat verlassen hat, kritisiert die KI-Projekte des Unternehmens als schlecht motiviert und von Panik getrieben.

Die Vision sei es, einen Jarvis-ähnlichen Assistenten zu schaffen, der die Nutzer an das Google-Ökosystem bindet. Es herrsche die Angst, dass jemand anderes dies zuerst schaffen könnte. Jenson vergleicht die Situation mit dem Google+-Fiasko vor 13 Jahren, das eine hysterische Reaktion auf Facebook war. Auch damals war Jenson schon bei Google.

Apple verfolge mit Siri eine ähnliche KI-Lock-in-Strategie. Jenson glaubt, dass die neue Technologie Potenzial hat, aber die Motivation dahinter falsch ist. Angeblich plant Apple, mit OpenAI zusammenzuarbeiten. Eine Ankündigung soll es auf der kommenden Apple-Entwicklerkonferenz WWDC im Juni geben.

Bild: Scott Jenson via LinkedIn

Google hat auf der I/O 2024 zwar sehr viele KI-Projekte angekündigt. Ein Großteil dieser Projekte befindet sich jedoch bestenfalls im Versuchsstadium, ist nur für wenige Nutzer verfügbar oder wird erst im Laufe des Jahres verfügbar sein.

Bei vielen Projekten ist der Mehrwert für den Nutzer unklar oder sie befinden sich noch im Versuchsstadium. Auch bei ausgerollten Funktionen wie Schreibhilfen in Gmail oder Google Docs ist unklar, ob diese genutzt und als hilfreich empfunden werden.

AI Overviews: Googles größte KI-Funktion, nach der niemand gefragt hat

Bereits in größerem Umfang verfügbar sind Googles "AI Overviews" in der Google-Suche, kurze Zusammenfassungen von Webseiteninhalten, die anstelle von Links als direkte Antworten auf Suchanfragen ausgegeben werden.

Sie stehen in der Kritik, weil sie ohne Zustimmung der Website-Betreiber erstellt werden und damit möglicherweise Urheberrechte verletzen, weil sie falsche Informationen enthalten können, ohne dass klar ist, wer für diese Informationen verantwortlich ist, und weil sie das Content-Ökosystem des WWW stören.

Google hat vor Kurzem einen eigenen "Web"-Filter eingeführt, der nur klassische Links auf Webseiten anzeigt. Der Konzern verkauft das als praktische Funktion, hat damit aber gleichzeitig das WWW in einem Filter ausgeklammert. Es könnte eine Vorbereitung auf die von Jenson erwähnte Jarvis-Vision sein, in der sich Google allmählich aus der Abhängigkeit von externen Websites löst.

Quellen: