Der Chiphersteller Intel macht seine 3D-Kameras fit für eine umstrittene Technologie.
Intels Realsense-Produkte haben viele Anwendungsszenarien. Die integrierte Tiefensensorlösung kommt überall dort zum Einsatz, wo Computer sehen sollen. Seien es Mixed-Reality-Brillen, Ganzkörpertracker oder intelligente Roboter.
Realsense ID heißt ein neues Produkt, das zwei Tiefensensoren mit KI-gestützter Gesichtserkennung verbindet und ähnlich wie Apples Face ID-Technologie Nutzer mittels dreidimensionaler Gesichtsdaten authentifiziert. Die Technik ist in Form eines Moduls oder eines in sich geschlossenen Zubehörs (siehe Foto unten) zu erwerben und kann mit Smartlocks, Computern oder Bankautomaten kombiniert werden.
Die 3D-Authentifizierung soll besonders sicher sein und verlässlich gegen Identitätsdiebstahl und Cyberattacken schützen, da Fotografien, Videos oder Masken das System nicht austricksen können. Die KI-gestützte Gesichtserkennung lernt mit und reagiert flexibel auf veränderte Gesichtsmerkmale: So kann der Nutzer Brillen oder neue Frisuren tragen, ohne dass das System aus dem Tritt gerät.
Die Gesichtsdaten werden aus Sicherheits- und Datenschutzgründen lokal verarbeitet, gespeichert und verschlüsselt und nur der Nutzer selbst hat Zugriff auf das System. Das Zubehör kann für 99 US-Dollar vorbestellt werden. Die Auslieferung soll im März 2021 starten.
KI-Gesichtserkennung: Kontrovers diskutiert
Mit Realsense ID betritt Intel ein neues Geschäftsfeld, mit einer Technologie, die viel Kritik seitens Datenschützern, Menschenrechtlern und Gesetzgebern einstecken musste. In den US-Städten San Francisco und Portland wurde sie gar verboten.
Die Gründe sind zahlreich: Gesichtserkennung kann zur Überwachung und Unterdrückung von Minderheiten eingesetzt werden, zu unrechtmäßigen Verhaftungen führen und ist oftmals geprägt von rassistischen Vorurteilen, die auf unausgewogene Datensätze zurückgehen.
Die Realsense ID zugrunde liegende Gesichtserkennungs-KI sei mit Bildmaterial aller Ethnien aus Asien, Europa, dem Mittleren Osten und Afrika trainiert worden, sagt Produktmanager Joel Hagberg gegenüber Venturebeat.
Die Wahrscheinlichkeit einer Fehlidentifikation beziffert Intel mit 1:1.000.000. Unabhängig überprüft wurde das nicht.
"Wir arbeiten daran, sicherzustellen, dass Realsense nach ethischen Maßstäben eingesetzt wird und dass Menschenrechte geschützt werden", schreibt das Unternehmen in der Ankündigung des Produkts.
Quelle und Titelbild: Intel