Von Klimts berühmten Fakultätsbildern existieren heute nur Schwarz-Weiß-Fotografien. Nun rekonstruierten Google und das Kunstmuseum Belvedere die Farben mit einem KI-Algorithmus.
Rund ein Fünftel der Werke Gustav Klimts gelten heute als verschollen oder verloren. Dazu gehören auch die Fakultätsbilder, die Klimt im Auftrag der Universität Wien malte. Der Künstler fertigte dafür Sinnbilder der drei Fakultäten Jurisprudenz, Medizin und Philosophie an.
Die Vorstellung der Gemälde sorgte für einen Eklat: Die Werke wurden als pornografisch und hässlich verunglimpft und von der Universität schließlich zurückgewiesen. 1905 kaufte Klimt die Bilder mithilfe wohlhabender Gönner zurück, worauf sie in den Privatbesitz übergingen. Der Künstler nahm seither keine staatlichen Aufträge mehr entgegen.
Während des Zweiten Weltkriegs brachten die Nazis die Gemälde ins niederösterreichische Schloss Immendorf, das wenige Tage vor Kriegsende von abziehenden Truppen in Brand gesteckt wurde. Die Fakultätsbilder sowie weitere Werke Klimts und andere Kunstschätze wurden dabei zerstört. Heute existieren nur noch Skizzen und Schwarz-Weiß-Fotos der Gemälde.
Ein Kunstwissenschaftler und KI arbeiten Hand in Hand
Nun hat Google die Bilder mithilfe eines Klimt-Experten und Künstlicher Intelligenz (News) rekonstruiert. In einem ersten Schritt hat der Kurator der österreichischen Galerie Belvedere Dr. Franz Smola alle historischen Beschreibungen der Fakultätsbilder aus Zeitungsberichten, Ausstellungskatalogen und Briefen zusammengetragen, um den Gemälden eindeutig Farben zuordnen zu können.
In einem zweiten Schritt trainierte der KI-Forscher des Google Arts & Culture Lab Emil Wallner ein künstliches neuronales Netz mit Klimts Gemälden aus dieser Zeit. Das Ziel war eine KI, die in der Lage ist, Klimts Farbgebung nachzuahmen. Auf Basis von Dr. Smolas Forschung wurden die Bilder anschließend Stück für Stück farblich rekonstruiert.
Google startet große Klimt-Rückschau
Das KI-Experiment ist Bestandteil von Googles aktueller Online-Retrospektive Klimt vs. Klimt - The Man of Contradictions, die mehr als 120 Artikel, eine virtuelle Studiotour und 60 Meisterwerke versammelt, die Google in einer ultrahohen Auflösung scannte.
Per Augmented Reality können Smartphone-Nutzer:innen viele der Bilder in die eigenen vier Wände projizieren und aus der Nähe ansehen. Hierzu muss man die Google Arts & Culture-App herunterladen. Mehr Hintergründe zur KI-Farbrekonstruktion stehen in folgenden beiden Artikeln: