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Eine Podiumsdiskussion auf dem Münchner Filmfest 2024 beleuchtet Chancen und Risiken des KI-Einsatzes in der Filmbranche. Experten sehen großes Potenzial, mahnen aber auch zu verantwortungsvollem Umgang.

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Der Einsatz von KI in der Filmindustrie weckt Hoffnungen in der Branche – und Befürchtungen. Das wurde bei einer Podiumsdiskussion auf dem Münchner Filmfest 2024 deutlich, an der Vertreter aus Produktion, Technologie und Recht teilnahmen. 

Max Wiedemann, Geschäftsführer von Wiedemann & Berg Film und TV sowie Co-Founder von LEONINE Studios (eine der führenden Film-Produktionsfirmen in Deutschland), berichtete von ersten Erfahrungen mit KI-Tools in seinem Unternehmen. „Wir haben zunächst einen Rollout für die Grundlagen durchgeführt“, erklärte er. 

Dazu gehören die Einführung von Large Language Models und Bildgenerierungsmodellen sowie die Erstellung von KI-Richtlinien und Schulungen für die Mitarbeitenden. Laut Wiedemann zeigten sich bereits positive Effekte auf Produktivität und Arbeitsergebnisse. 

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Gleichzeitig betonte Wiedemann, dass KI-generierte Inhalte noch nicht die Qualität klassischer Filmproduktionen erreichen. 

„In Bezug auf Konsistenz wird es besser. Aber was die kreative Kontrolle angeht, die ein Filmemacher braucht, damit diese Modelle eine echte Alternative zur klassischen Filmproduktion sind, gibt es noch Einiges zu tun“, sagte er.  

"Nicht jeder, der beeindruckende Bilder erzeugen kann, ist gleich ein Christopher Nolan"

Wiedemann setzt auf die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine: 

„Dennoch bleibt echtes Talent entscheidend. Nicht jeder, der beeindruckende Bilder erzeugen kann, ist gleich ein Christopher Nolan. Es braucht weiterhin herausragende Talente, um Inhalte zu schaffen, die das Publikum wirklich sehen will. (…) Für außergewöhnliche Talente bleibt genug Raum. Als Unternehmen setzen wir darauf. Nicht jeder Nutzer dieser Tools ist automatisch ein Ausnahmetalent. Vision ist weiterhin gefragt. Studien belegen: Die Kombination aus menschlicher Vision und KI-Werkzeugen bringt die meisten PS auf die Straße.“ 

Jacques Alomo, Leiter KI-Innovation bei youknow und Gründer von creamlabs AI, sieht eine Herausforderung darin, dass große Unternehmen wie Adobe oder OpenAI zwar rechtliche Unterstützung für ihre Enterprise Kunden versprechen, letztlich aber der Nutzer selbst für die generierten Inhalte verantwortlich sei, da die Nutzungsbedingungen vieles ausschließen. 

Empfehlung

Alomo plädiert für Mut zum Experimentieren: „Wenn wir es nicht tun, werden es andere.“ 

Er warnt davor, dass am Ende aufgrund von Überregulierung nur große Konzerne mit Zugang zu vielen Trainingsdaten ihre Modelle trainieren und verkaufen könnten.  

„Wir brauchen aber eine Open-Source-Gemeinschaft, damit jeder KI-Modelle herunterladen und auf dem eigenen Gerät nutzen kann. Das bringt Innovation zu den Massen.“ 

Der Rechtsanwalt Dr. Bahne Sievers (Fieldfisher) wies auf rechtliche Herausforderungen hin, insbesondere bei der Nutzung von KI-generierten Bildern realer Personen. „Es gibt bereits das Recht am eigenen Bild. Die Frage, die wir jetzt beantworten müssen, ist: Wo ist die Grenze zwischen zu nah dran und in Ordnung?“, erklärte er. Sievers riet den Nutzern zur Vorsicht: „Wenn Sie denken, das sieht aus wie Tom Cruise, dann ist es wahrscheinlich zu nah dran.“ 

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"Man kann den Fortschritt nicht stoppen"

Mit Blick auf mögliche Arbeitsplatzverluste durch KI zeigte sich Wiedemann überzeugt, dass der technologische Fortschritt nicht aufzuhalten sei. 

„Man kann den Fortschritt nicht stoppen. Das hat in der Geschichte noch nie funktioniert“, sagte er. Gleichzeitig betonte er die Notwendigkeit, Lösungen für den Übergang zu finden: „Wir sollten gemeinsam daran arbeiten, den Kuchen insgesamt zu vergrößern, statt aus Angst zu versuchen, ihn klein zu halten.“

Die Diskussion spiegelte ähnliche Debatten in anderen Branchen wider: Die Adaption von KI scheint alternativlos, erste Ergebnisse stimmen positiv, werfen aber auch Fragen nach der Zukunft der eigenen Arbeit auf. Endgültige Antworten sind auch hier noch nicht gefunden, Sorgen um Arbeitsplätze und rechtliche Unsicherheiten bleiben. Und OpenAI's Sora wird diesen Transformationsprozess in wenigen Monaten vermutlich weiter beschleunigen. „Manche Jobs werden verschwinden, neue entstehen“, so Wiedemann. „Es wird eine intensive Übergangsphase geben, diesmal nicht über Generationen hinweg, sondern im Laufe eines Lebens. Die Gesellschaft muss Wege finden, die Produktivitätsgewinne zu maximieren und fair zu verteilen.“ 

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Zusammenfassung
  • Auf dem Münchner Filmfest 2024 diskutierten Experten aus Produktion, Technologie und Recht über Chancen und Risiken des KI-Einsatzes in der Filmbranche. Erste Erfahrungen zeigen positive Effekte auf Produktivität, gleichzeitig wird betont, dass KI-generierte Inhalte noch nicht die Qualität klassischer Filmproduktionen erreichen.
  • Max Wiedemann, Geschäftsführer einer führenden Filmproduktionsfirma, setzt auf die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Herausragende Talente bleiben weiterhin gefragt, um Inhalte zu schaffen, die das Publikum sehen will. Die Kombination aus menschlicher Vision und KI-Werkzeugen bringe die besten Ergebnisse.
  • Rechtliche Herausforderungen bestehen insbesondere bei der Nutzung von KI-generierten Bildern realer Personen. Mit Blick auf mögliche Arbeitsplatzverluste durch KI wird betont, dass der technologische Fortschritt nicht aufzuhalten sei. Es brauche Lösungen für den Übergang, um Produktivitätsgewinne zu maximieren und fair zu verteilen.
Kim ist KI-Stratege bei der Deep Content GmbH und Redakteur bei THE DECODER. Er hat an der Radboud University KI studiert und setzt sich mit den ethischen, wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen von KI auseinander. Und mit der Frage: Von was träumen Roboter?
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