Künstliche Intelligenz

KI-Kontrolle: Frankreicht prüft Maskenpflicht mit KI-Kameras

Matthias Bastian
Eine Gesichtsmaske liegt auf dem Boden.

Frankreich rollt KI-gestützte Überwachungstechnologie aus, um die Einhaltung der Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr zu kontrollieren.

In der Pariser Metro guckt ab sofort KI mit: Überwachungskameras in der Station Châtelet-Les Halles werden mit einer KI-gestützten Software ausgerüstet, die Atemschutzmasken in den Gesichtern der Menschen identifizieren und protokollieren kann. In Frankreich sind die Masken im öffentlichen Nahverkehr ab dem 11. Mai Pflicht.

Ziel sei es nicht, eine fehlende Maske zu bestrafen, sondern eine anonymisierte Statistik darüber zu erheben, wie viele Menschen der Maskenpflicht folgen. Diese Statistik soll Behörden als Entscheidungshilfe dienen. Zunächst ist ein Testlauf für drei Monate geplant, berichtet Bloomberg.

Laut des französischen Software-Entwicklers Datakalab identifiziert die KI-Software keine einzelnen Personen. Die Software sei außerdem im Einklang mit den europäischen Datenschutzregeln.

KI-Upgrade für Standardkameras

Neben Paris setzt auch Cannes die Datakalab-Software in Bussen ein, um die Maskennutzung zu prüfen. Herkömmliche, bereits installierte Überwachungskameras werden dafür mit einem schlanken Prozessor aufgerüstet, der die KI-Software steuert und die visuellen Daten lokal analysiert.

Aus dieser Analyse entsteht dann ebenfalls lokal eine Statistik, die in festgelegten Intervallen an die Verantwortlichen gesendet wird. Eine Cloud-Verarbeitung der Videodaten findet laut Hersteller nicht statt, sie würden auch nicht gespeichert.

Laut Datakalab-Chef Xavier Fischer ist es vertraglich bestimmt, dass die eigene Software nicht für KI-Überwachung eingesetzt werden darf.

"Wir verkaufen niemals für Überwachung", sagt Fischer gegenüber The Verge. KI-Technologie sei sehr nützlich, könne aber auch "sehr gefährlich" sein.

Ein weiteres Beispiel für KI-gestützte Kontrolle von Corona-Maßnahmen ist die automatisierte Abstandsprüfung zwischen einzelnen Personen (Social Distancing).

Edward Snowden warnt vor sich einschleichender KI-Überwachung

Der ehemalige CIA-Mitarbeiter und Whistleblower Edward Snowden kritisierte im März die Ausrollung von KI-gestützter Überwachung für die Eindämmung des Coronavirus. Der Zugewinn an Effizienz bei der Kontrolle sei die Einschränkungen bei ziviler, öffentlicher und individueller Freiheit nicht wert.

Der populäre Historiker und Bestsellerautor Yuval Noah Harari argumentierte zuvor auf ähnliche Art. Die Krise stelle die Menschheit vor zwei wichtige Entscheidungen: zwischen totalitärer Überwachung oder der Stärkung der Bürgerrechte sowie zwischen nationalistischer Isolation oder globaler Solidarität.

Quellen: Bloomberg, The Verge

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