KI in der Praxis

Laut Microsoft-CEO Satya Nadella sollte KI besser nicht KI heißen

Matthias Bastian
Microsoft-CEO Satya Nadella kritisiert die Vermenschlichung von KI und betont, dass sie ein Werkzeug sei und nicht mit Worten beschrieben werden sollte, die üblicherweise Menschen vorbehalten sind. OpenAI hingegen, an dem Microsoft angeblich 49 Prozent hält, betrieb bei der Präsentation der Audiofähigkeiten seines multimodalen Modells GPT-4 eine massive Vermenschlichung, indem es zeigte, wie die Maschine ihre Stimme emotional verändern kann. Nadella bedauert die Wahl des Begriffs "Künstliche Intelligenz" und wünscht, man hätte sie stattdessen "andere Intelligenz" genannt, da er seine eigene Intelligenz habe und keine künstliche benötige.

Microsoft (Screenshot bei YouTube)

Wenige Tage nachdem OpenAI sein neues KI-Modell als persönliche Assistentin wie im Science-Fiction-Film "Her" und als besonders emotional vermarktet, setzt Microsoft-CEO Satya Nadella einen gezielten Gegenpol.

"Ich mag es nicht, KI zu vermenschlichen", sagte Microsoft-CEO Satya Nadella gegenüber Bloomberg. KI sei ein Werkzeug und sollte nicht mit Worten beschrieben werden, die üblicherweise Menschen vorbehalten sind. "Ich denke, es ist ein Werkzeug."

Interessant ist hier die unterschiedliche Sichtweise von Microsoft und dem Wunder-Startup OpenAI, an dem Microsoft 49 Prozent halten soll.

Denn genau diese Vermenschlichung, die Nadella kritisiert, hat OpenAI bei der Präsentation der Audiofähigkeiten seines multimodalen Modells GPT-4o massiv betrieben.

Das Unternehmen wollte zeigen, dass man sich mit einer Maschine wie mit einem Menschen unterhalten kann. Unter anderem zeigte OpenAI, wie die Maschine ihre Stimme emotional verändern kann - nur auf Zuruf.

OpenAI-CEO Sam Altman twitterte zur Präsentation von GPT-4o "her" in Anlehnung an den gleichnamigen Science-Fiction-Film, in dem sich ein Mensch in eine KI-Stimme verliebt. Ein Tweet, der das Unternehmen noch teuer zu stehen kommen könnte, denn die US-Schauspielerin Scarlett Johansson sieht ihre Persönlichkeitsrechte verletzt.

Nadella hingegen betont gegenüber Bloomberg weiter, dass die Fähigkeiten von KI nicht mit menschlicher Intelligenz vergleichbar seien. "Sie hat Intelligenz, wenn man ihr diesen Begriff geben möchte, aber es ist nicht die gleiche Intelligenz, die ich habe", sagte er.

Er bedauere die Wahl des Begriffs "Künstliche Intelligenz", der seit den 1950ern etabliert ist. John McCarthy definierte KI im Jahr 1956 als "die Wissenschaft und Technik der Herstellung intelligenter Maschinen", also als Betätigungsfeld für Forscher:innen und Ingenieur:innen.

"Ich denke, einer der unglücklichsten Namen ist ‚Künstliche Intelligenz‘ - ich wünschte, wir hätten sie ‚andere Intelligenz‘ genannt", sagte er. "Denn ich habe meine Intelligenz. Ich benötige keine künstliche Intelligenz."

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