Die von Steven Spielberg gegründete Shoah Foundation führt seit 1994 Videointerviews mit Zeugen des Holocaust. Für ein Digitalprojekt nahm die Organisation 15 Überlebende mit zahlreichen Kameras in 3D auf. Das Ziel: Ein AR-Hologramm der Interviewten zu erschaffen. Mittels Spracherkennung kann man sich mit den Zeitzeugen unterhalten. Die Erinnerung soll so auf eine besonders immersive und lebensnahe Weise wachgehalten werden.
Die zugrundeliegende Technologie wurde von der University of South California entwickelt. Die Interviewten wurden in einem eigens für die Aufnahmen hergerichteten Studio von sieben Kameras aus verschiedenen Blickwinkeln gefilmt. Aus diesem Material wurde anschließend ein hologrammähnliches 3D-Modell der Befragten extrahiert.
Die Holocaust-Überlebenden beantworteten mehr als 1.000 Fragen, die zuvor aus verschiedensten Quellen zusammengetragen wurden und Erlebnisse während des Kriegs sowie andere Lebenserinnerungen und persönliche Dinge abdecken.
Bei dieser hohen Zahl an Fragen dauerten die Interviews entsprechend lange: Der letzte der 15 Befragten, Stanley Bernath, sprach rund 13 Stunden. Der heute 92-Jährige war von 1944 bis 1945 im KZ Mauthausen inhaftiert.
Für die Nachwelt in 3D erhalten
Das Hologramm der Zeitzeugen wird mittels eines halbtransparenten AR-Displays in den realen Raum projiziert (siehe Video unten). Dank natürlicher Sprachverarbeitung erkennt der Computer, was für eine Frage gestellt wurde und ordnet ihr einen möglichst passenden Ausschnitt aus den Interviews zu. Damit soll eine reale Gesprächssituation simuliert werden.
"Das Projekt ermöglicht jungen Menschen, einem Überlebenden zuzuhören und ihm direkt Fragen zu stellen, selbst wenn der letzte Überlebende längst gestorben ist. Dadurch werden die Menschen ermutigt, individuell über die Folgen des Holocaust nachzudenken", sagt die Shoah Foundation.
Das "New Dimensions in Testimony" genannte Programm wurde 2012 ins Leben gerufen. Die Produktion begann zwei Jahre später. Das Ergebnis wird seit Ende 2017 weltweit in Museen und auf Festivals ausgestellt. Die jüngste Ausstellung eröffnete vor wenigen Tagen im Maltz Museum für jüdisches Erbe in Beachwood, Ohio.