Künstliche Intelligenz

Deepfake: Putin und Kim Jong-un haben Spaß mit US-Wählern

Matthias Bastian
Ein per Deepfake-Gesichtertausch glaubhafter gefälschter Kim Jong-un lächelt in die Kamera und sagt den USA, dass sie ihre Demokratie ohne seine Hilfe zerstören werden.

RepresentUs (Screenshot)

Deepfake-Putin und -Jong-un dürfen vorerst nicht zum US-Volk sprechen - zumindest nicht bei den großen Sendern. Auch in Social Media könnte es eng werden.

Die US-Organisation "Represent US" will die Rechte von US-Wählern schützen, indem sie Korruption bekämpft und Bürger aktiviert, zur Wahl zu gehen.

Für eine neue Antikorruptionskampagne erdachte sie einen besonders drastischen Ansatz: Der russische Präsident Vladimir Putin sowie Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un sollen US-Bürgern persönlich erklären, dass sie keine Gefahr für die US-Demokratie sind - den USA gelänge es im Alleingang, ihr politisches System zu ruinieren. Um die Politiker zu animieren, nutzte Represent US Deepfake-Technologie.

"Das Volk ist gespalten. Eure Wahldistrikte werden manipuliert. Wahlorte schließen, damit Millionen nicht zur Wahl können", sagt Deepfake Jong-un. "Eine Demokratie kann leicht kollabieren. Alles, was ihr machen müsst, ist ... nichts."

Deepfake-Putin legen die Kampagnen-Macher ähnliche Worte in den Mund: "Ihr beschuldigt mich, in eure Demokratie einzugreifen. Aber das muss ich nicht. Das macht ihr selbst."

US-Sender bringen die Spots nicht

Umgesetzt wurden die Deepfakes mit Schauspielern, die Putins und Jong-uns Ansprache vortrugen. Sie wurden unter anderem anhand einer passenden Gesichtsform und einem authentischen Akzent ausgewählt.

Ein Deepfake-Profi wendete dann einen frei verfügbaren Gesichtertausch-Algorithmus aus, um die beiden Gesichter der Schauspieler glaubhaft mit denen der Politiker zu tauschen. Die Mimik der Schauspieler blieb dabei erhalten. In der Postproduktion wurden letzte Bildfehler beseitigt.

Insgesamt soll die Produktion rund zehn Tage gedauert haben. Ohne Deepfake-Beschleunigung hätte sie wohl Monate gedauert und wäre deutlich teuer geworden, schätzt das Team. Neben der politischen Warnung enthalten die Spots also auch einen Hinweis auf die Gefahren von Deepfakes.

Bei der Ausspielung der Videos muss sich die Organisation allerdings zunächst auf Social Media beschränken. Eigentlich hätte die Werbung auf US-Sendern wie Fox und CNN erscheinen sollen, diese lehnten jedoch ab. Der Grund ist nicht bekannt. Nach jedem Video erscheint ein kurzer Hinweis, dass der Inhalt nicht echt ist - eine recht geringe Absicherung im Verhältnis zur drastischen Botschaft zuvor.

Offen ist, ob die Social-Media-Plattformen YouTube und Twitter, Facebook oder TikTok das Video online lassen. Auch sie gaben im Frühjahr 2020 bekannt, dass politische Deepfakes im Kontext der US-Wahlen gelöscht werden sollen.

Via: MIT Technology Review

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