Kann eine Künstliche Intelligenz fühlen und denken, ein Bewusstsein haben? Was ist das überhaupt, ein Bewusstsein? Und inwiefern macht es das Menschsein aus? Diese großen Fragen stellt "I, Philip", ein 360-Grad-Film, den jeder VR-Enthusiast gesehen haben sollte.
2005 schuf der amerikanische Robotiker David Hanson einen Androiden nach dem Vorbild des 1982 verstorbenen, berühmten Sci-Fi-Autor Philip K. Dick. Die Sprachverarbeitungs-KI des Roboters fütterte Handson mit tausenden Seiten aus Dicks Tagebüchern, Briefen und Werken.
Im gleichen Jahr verschwand der Kopf des Roboters unter mysteriösen Umständen. Der 360-Grad-Film "I, Philip" ist von dieser wahren Begebenheit inspiriert und stellt sich die Frage, wie die Welt für den Androiden ausgesehen haben mochte, falls er ein Bewusstsein entwickelt hätte.
Ist der Wille frei?
Zu Beginn erlebe ich durch die VR-Brille mit, wie sich die Realität des Roboters bruchstückhaft zusammensetzt. Philip kommt in einem Forschungslabor zu Bewusstsein und sieht als Erstes seine Schöpfer, die ihn eifrig befragen. Eine ungewöhnliche Geburt.
Er kann sich umsehen, aber besitzt keinen Körper, mit dem er aufstehen und mit der Welt interagieren kann. Das Gleiche trifft auf mich zu, den Zuschauer eines 360-Grad-Films, sodass ich mich in den Roboter einfühlen kann.
Philips Wissen, seine Erinnerungen sind nicht erworben, sondern einprogrammiert und somit fremd. So kommen sie auch uns vor, wenn wir sie durch die VR-Brille erleben.
In einer anderen Szene führt der Robotiker Hanson den Androiden vor versammeltem Publikum vor. Ein Mann fragt Philip, ob er denken könne.
Die KI sagt: "Viele Menschen fragen mich, ob ich in der Lage bin, Entscheidungen zu treffen oder ob alles programmiert ist. Meine Antwort lautet: Jeder Mensch, jedes Tier und jeder Roboter ist zu einem gewissen Grad programmiert."
Das Menschsein wiederentdecken
Als Betrachter eines 360-Grad-Films habe ich den gleichen, stark eingeschränkten Weltzugang wie der Roboter. Das stärkt die Immersion und die Empathie für die ins Dasein geworfene Künstliche Intelligenz und lässt den Film besonders plausibel wirken.
Würden wir uns in einem Menschen wiederfinden, dann würde das die Illusion zunichtemachen. Man würde sich zurecht fragen: Wieso kann ich mich nicht bewegen, nicht mit der Welt interagieren?
Später beginnt der Roboter zu assoziieren und Erinnerungsfetzen aus dem Leben des echten Philip K. Dick tauchen in seinem Bewusstsein auf. Die KI erlebt Krankheit, Tod und Liebe und ich entdecke durch die Augen der KI ein Stück weit von Neuem, was es heißt, ein Mensch zu sein. Das ist es, was I, Philip so ergreifend macht.
I, Philip kann in der VR-App Arte360 VR kostenlos angesehen werden. Die App ist im Oculus Store für Oculus Go und Samsung Gear VR erhältlich. Für die beste Wiedergabequalität empfehle ich, den Film vorher herunterzuladen.
https://youtu.be/XNVldUSrOyU
Titelbild: OKIO Studio, Arte