In den letzten Jahren testete die Fifa ein KI-gestütztes Bilderkennungssystem für Spielertracking. Das soll jetzt bei der Fußball-WM in Katar 2022 zum Einsatz kommen.
Abseits oder nicht? Bei dieser Frage sorgten Schiedsrichterentscheidungen in der Vergangenheit regelmäßig für Skandale. Die vor einigen Jahren neu eingeführte Videoüberprüfung sollte diese Entscheidung fairer machen, indem sie die Fehlerquote reduziert. Das gelingt zwar, allerdings allzu oft zum Preis der Euphorie.
KI-gestütztes Trackingsystem könnte Abseitsentscheidung beschleunigen
Denn häufig bleibt den Fans der Jubel im Halse stecken, wenn nach dem Tor erst eine langwierige Überprüfung der Abseitsentscheidung ansteht. Von manchen Seiten wird das so kritisch gesehen, dass sie sich die alte Regelung zurückwünschen - trotz der vielen Fehlentscheidungen.
Seit etwa Anfang 2020 befasst sich die Fifa mit einem KI-gestützen Abseits-Trackingsystem, das bei der Fußball-WM in Katar beide Probleme lösen soll: Akkurate Abseits-Entscheidungen in möglichst 100 Prozent aller Fälle - und diese noch dazu schnell.
Laut der Fifa ist das System seit rund drei Jahren in Entwicklung. Es ist zudem ein weiteres Beispiel, wie Künstliche Intelligenz im Alltag ankommt.
Zwölf Kameras erfassen jede Spielerbewegung
Für eine korrekte Abseitsentscheidung während der Fußball-WM in Katar 2022 betreibt die Fifa einen beträchtlichen Aufwand. Zwölf Tracking-Kameras im Stadion erfassen und tracken 29 Datenpunkte am Spielerkörper (siehe Titelbild) bei einer Frequenz von 50 Bildern pro Sekunde. Zudem steckt ein Sensor im Spielball, der seine Position 500 Mal pro Sekunde übermittelt.
Das Trackingsystem alarmiert bei einer möglichen Abseitsstellung das Schiedsrichterteam, das die endgültige Entscheidung trifft. Wenn es die Abseitsstellung bestätigt, erstellt das System automatisch eine 3D-Animation und zeigt sie den Zuschauer:innen auf dem Stadion-Screen.
Diese "halb-automatische Abseitserkennung", so nennt die Fifa das System, soll die Abseitsentscheidung "schneller und akkurater" als Menschen innerhalb weniger Sekunden treffen können - auch wenn die letzte Entscheidung weiter beim menschlichen Schiedsrichterteam liege.
"Ich weiß, dass manche es ‚Roboter-Abseits‘ nennen; das ist es nicht. Die Schiedsrichter und die Schiedsrichterassistenten sind immer noch für die Entscheidung auf dem Spielfeld verantwortlich", sagt Pierluigi Collina, Vorsitzender der FIFA-Schiedsrichterkommission.