Spotify übernimmt mit Sonantic ein auf KI-Stimmen spezialisiertes Start-up. Wofür?
Auf der Suche nach Wachstum und neuen Services vermutet Spotify bei Sonantic Potenzial: Das 2018 gegründete britische KI-Startup hat sich auf maschinell generierte, realistisch klingende Stimme spezialisiert.
Val Kilmer war Sonantics Glücksgriff
Zu internationaler Bekanntheit kam Sonantic dank eines prominenten Kunden: Val Kilmers Management bestellte bei der Firma eine authentische KI-generierte Stimme für den 2014 an Kehlkopfkrebs erkrankten Schauspieler, der nach einer Operation seine Stimme verlor. Die KI-Stimme übernahm für Kilmer unter anderem die Vertonung in Top Gun: Maverick.
Neben Kilmer vertonen die KI-Stimmen von Sonantic Videospiele. Bestehende Kunden sollen nach der Übernahme weiter bedient werden, die Übernahmesumme ist nicht bekannt. Ein großer Deal ist es wohl nicht: Die Investorenbeteiligung bei Sonantic lag bei weniger als drei Millionen US-Dollar.
Kommt der Spotify Assistant?
In der Übernahmemitteilung deutet Spotify mögliche Anwendungsszenarien für Sonantics Technologie an. Die Firma spricht von stärker personalisierten Erfahrungen und "mehreren potenziellen Möglichkeiten für Text-to-Speech-Funktionen auf unserer Plattform".
Als konkretes Beispiel nennt Spotify die App-Nutzung in Szenarien, bei denen die Interaktion über Sprachassistenz praktischer ist als über den Touchscreen - etwa während einer Autofahrt. "Wir sind davon überzeugt, dass eine hohe Sprachqualität langfristig wichtig ist, um unseren Anteil an den Hörern zu erhöhen", schreibt Spotify.
Sonantic zeigte kürzlich eine Demo für eine flirtende KI-Stimme, die kaum mehr von einer menschlichen Stimme zu unterscheiden ist. Das Start-up spricht im Kontext der Demo von zwei Durchbrüchen: die Vermittlung subtiler Emotionen und die Perfektionierung nicht-sprachlicher Geräusche wie Lachen und Atmen.
So eine authentische Stimme würde als Sprachassistenz gut zu einem Musik- und Podcasts-Service passen. Aber vielleicht geht Spotify noch einen Schritt weiter: Sonantic ist damit bekannt geworden, Stimmen berühmter Persönlichkeiten authentisch nachstellen zu können. Womöglich moderiert ja in Zukunft Kurt Cobains Stimme durch eine Playlist seiner überlieferten Lieblingssongs.