Eine kürzlich von der Sungkyunkwan University in Seoul und der Korea University durchgeführte Studie untersuchte die Faktoren, die zur KI-Abhängigkeit bei Studierenden beitragen können.
Die Forscher um Jang Hyun Kim nutzten das I-PACE-Modells (Interaction of Person-Affect-Cognition-Execution) als theoretische Grundlage und befragten 300 Studierende, die Erfahrung mit ChatGPT hatten. Die Studie wurde im International Journal of Educational Technology in Higher Education veröffentlicht.
Das Forschungsteam definierte KI-Abhängigkeit als "übermäßige Abhängigkeit von KI-Technologien und -Anwendungen in verschiedenen Lebensbereichen, einschließlich akademischer Studien, Alltagsroutinen und sozialer Interaktionen". Sie äußere sich nicht allein in einer übermäßigen Nutzung, sondern insbesondere in einer "signifikanten psychologischen Abhängigkeit".
Entgegen der ursprünglichen Annahme fanden die Forscher keinen direkten signifikanten Zusammenhang zwischen akademischer Selbstwirksamkeit und KI-Abhängigkeit.
Allerdings identifizierten sie einen indirekten Zusammenhang: Studierende mit geringer akademischer Selbstwirksamkeit neigen demnach eher zu akademischem Stress. Dieser Stress wiederum führt zu einer stärkeren Abhängigkeit von KI-Tools.
Die Untersuchung ergab zudem, dass Leistungserwartungen an die KI einen bedeutenden Einfluss auf die Abhängigkeit haben. Je höher diese Erwartungen sind, desto wahrscheinlicher ist eine übermäßige Nutzung.
Daraus ergibt sich eine komplexe Wechselwirkung: Studierende mit geringer Selbstwirksamkeit erleben mehr Stress, was zu höheren Erwartungen an KI-Technologie und letztlich zu stärkerer Abhängigkeit führt.
Die Studie identifizierte auch die häufigsten negativen Auswirkungen einer KI-Abhängigkeit. An erster Stelle nannten die Studierenden eine Zunahme der Faulheit (113 Nennungen), eingeschränkte Kreativität (112), Verbreitung falscher Informationen (67), sowie eine Verringerung des kritischen (56) und unabhängigen Denkens (47). Weitere genannte Probleme waren eingeschränkte Problemlösungsfähigkeiten und ein erhöhtes Plagiatsrisiko.
Die Studie hat die Einschränkung, dass die Daten nur zu einem Zeitpunkt erhoben wurden und daher keine Aussagen über kausale Zusammenhänge gemacht werden können. Hier wären längerfristige Beobachtungen hilfreich. Zudem beziehen sich die Ergebnisse nur auf südkoreanische Studierende und die Folgen der KI-Abhängigkeit wurden nur anhand von Selbsteinschätzungen der Studierenden untersucht, was sehr subjektiv ist.
Darüber hinaus unterscheidet die Studie nicht zwischen akzeptabler Nutzung als Hilfsmittel und inakzeptabler Nutzung zu Betrugszwecken. Diese Frage sollte in einer Folgeuntersuchung geklärt werden.