Der ehemalige Go-Weltmeister Lee Sedol warnt vor den Auswirkungen künstlicher Intelligenz, nachdem er 2016 gegen das KI-Programm AlphaGo verloren hatte. Der Südkoreaner sieht die Entwicklung mit gemischten Gefühlen.
Acht Jahre nach seiner Niederlage gegen die künstliche Intelligenz AlphaGo (Dokumentation) zeigt sich der ehemalige Go-Weltmeister Lee Sedol immer noch tief beeindruckt von den Fähigkeiten der KI.
"Gegen KI zu verlieren, bedeutete in gewisser Weise, dass meine ganze Welt zusammenbrach", sagte der 41-jährige Südkoreaner in einem Interview mit der New York Times.
Lee konnte die Niederlage nicht akzeptieren, da er das Go-Spiel als eine Kunstform betrachtete, die mit seinem Charakter verbunden ist - eine Erweiterung seiner Persönlichkeit, die durch die Effizienz eines Algorithmus zerstört wurde. Er trat 2019 zurück, da er KI für unbesiegbar und sich selbst für die ewige Nummer zwei hielt.
Heute sieht Lee die Entwicklung der künstlichen Intelligenz mit gemischten Gefühlen. Er warnt davor, von den Fortschritten der Technologie überrascht zu werden, wie er es selbst erlebt hat. In Vorträgen versucht er, andere auf die Herausforderungen der KI vorzubereiten.
"Ich war früh mit den Themen der KI konfrontiert, aber es wird auch anderen passieren", sagte Lee auf einer Bildungsmesse in Seoul vor Schülern und Eltern. "Es wird möglicherweise kein glückliches Ende nehmen."
Lee befürchtet, dass KI grundlegende menschliche Werte verändern könnte. "Früher haben die Menschen Kreativität, Originalität und Innovation bewundert", sagt er. "Aber seit es KI gibt, ist viel davon verschwunden."
Seiner 17-jährigen Tochter empfiehlt er, ein Fach zu studieren, das nicht so leicht durch KI ersetzt werden kann. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis KI überall ist." KI könne aber auch neue Arbeitsplätze schaffen.
Schachprofis geben sich gelassener
Weniger dramatisch sehen es die Schachprofis Garri Kasparow und Magnus Carlsen, die in ihrem Sport mittlerweile ebenfalls chancenlos gegen KI-Systeme sind. Die Brettspiel-KI AlphaZero, der Nachfolger von AlphaGo Zero, biete viele lehrreiche Züge und habe das Schachspiel verändert.
Carlsen bezeichnete AlphaZero gar als "seine Heldin", mittlerweile gibt es noch leistungsfähigere Schach-Systeme. Künstliche Intelligenz habe dem Schachsport nicht geschadet, so Kasparow, und Menschen interessierten sich immer noch für Menschen - auch wenn eine Maschine besser sei.
Noch sind die logischen Fähigkeiten von Systemen wie AlphaZero nicht in LLMs und generativer KI angekommen, also in Anwendungen für die breite Masse, angekommen. Doch Deepmind-Mitgründer Demis Hassabis stellte das bereits für zukünftige Gemini-Modelle in Aussicht. Auch OpenAI arbeitet an Logik-Fortschritten.