Die Integrierte Leitstelle Ludwigshafen testet Künstliche Intelligenz, um bei Notrufen wertvolle Zeit zu sparen. Eine Computerstimme übernimmt zum Beispiel bei fremdsprachigen Anrufenden die Übersetzung.
Laut einem Bericht des SWR setzt die Integrierte Leitstelle Ludwigshafen auf Künstliche Intelligenz (KI), um die Bearbeitung von Notrufen zu beschleunigen. Bisher kostete es wichtige Minuten, wenn Anrufende nur eine Fremdsprache sprachen. Die Disponenten mussten dann möglichst schnell einen übersetzenden Kollegen finden, was Zeit und Stress bedeutete, berichtet Manuel Fischer, Abteilungsleiter für den Integrierten Rettungsdienst.
Jetzt übernimmt KI die Übersetzung in 42 Sprachen und zeigt den Disponenten sofort die deutsche Übersetzung an. Auch eine Sprachausgabe ist möglich: Der Disponent antwortet auf Deutsch und per Knopfdruck übersetzt eine Computerstimme für den Anrufer. Laut Fischer macht die Leitstelle damit bisher gute Erfahrungen. Weitere geplante KI-Funktionen sind das Vorschlagen passender Fragen an die Anrufenden sowie die Berechnung von Suchgebieten, wenn jemand zum Beispiel in den Rhein gefallen ist.
Knapp 20 KI-Dienste in Entwicklung
Insgesamt werden rund 20 KI-Dienste entwickelt, sagt Pascal Gerber vom Fraunhofer-Institut in Kaiserslautern, das das Pilotprojekt unterstützt. Die Fertigstellung könne aber teils noch ein Jahr oder länger dauern. Gerber arbeitet daran, dass die KI möglichst zuverlässig funktioniert.
Wenn die KI etwa Fotos einer Unglücksstelle analysiert, soll sie mit einem Prozentwert angeben, wie wahrscheinlich die Angaben stimmen. So weiß der Disponent, ob er sich auf die KI verlassen kann oder selbst noch nachforschen muss. Trotz KI wird laut Fischer am Ende immer der Mensch entscheiden. Das werde auch so bleiben, ist er sich sicher.
Denn manche Situationen erfordern Menschenverstand, etwa wenn die Smartwatch eines Achterbahnfahrers versehentlich den Notruf wählt. Dann ruft Fischer wenig später an und fragt: "Welche Achterbahn sind sie gefahren?" Das KI-Pilotprojekt läuft seit Juni 2021.
Ziel ist es, die Erfassung, Verarbeitung und Vernetzung von Informationen sowie die Maßnahmeneinleitung in Notfall- und Katastrophensituationen zu vereinfachen. Auch sollen Warnungen, Lageinformationen und eine Notfallkommunikation per Live-Audio, -Video oder -Chat an die Bevölkerung ermöglicht werden.