2020 kam der Robohund Spot auf den Markt. Für Boston Dynamics ist der erst der Anfang: Das Unternehmen träumt von einer Flotte hochspezialisierter Roboter. Das nächste Roboterprodukt soll 2021 vorgestellt werden.
Spot startete im Juni in den USA und diesen Monat wurde der Verkauf unter anderem auf Europa ausgeweitet. In der Standardausstattung kostet der Roboterhund knapp 75.000 US-Dollar.
Rund 260 Roboter sollen bereits verkauft oder geleast worden sein, verrät Robert Payter gegenüber Venturebeat. Payter arbeitet seit 1994 für Boston Dynamics und übernahm Ende 2019 die Rolle des CEO.
Seit Anfang der 90er Jahre forscht das Unternehmen an Robotern. Nun steht Boston Dynamics vor einer tiefgreifenden Transformation: Nach fast drei Jahrzehnten Forschung und Entwicklung versucht sich das Unternehmen zum ersten Mal an der Kommerzialisierung seiner Robotertechnologie.
"Wir versuchen, dem, was uns großartig macht, treu zu bleiben: der fortgeschrittenen Forschung und Entwicklung. Wir versuchen aber auch, unsere kommerziellen Fähigkeiten zu entwickeln, ein Produkt zu verkaufen, herzustellen, zu supporten und profitabel zu werden", sagt Payter.
In ungefähr zweieinhalb Jahren will Boston Dynamics schwarze Zahlen schreiben. Dieses Ziel will das Unternehmen unter anderem mit Hilfe neuer Roboter erreichen.
Maschinelle Lagerarbeiter
Das Anwendungsszenario dieser Roboter heißt Logistik. Boston Dynamics' Roboter sollen zukünftig in Lagerhäusern automatisiert Waren erkennen und an den richtigen Ort transportieren. Das Interesse seitens der Industrie ist laut Payter groß.
Bereits in der Logistik tätig ist "Pick", ein KI-basiertes Computer-Vision-Zubehör für existierende Roboter. Damit können die Maschinen Kisten identifizieren und zu ihrem Zielort bringen.
Mit Pick ausgestattete Roboter kosten zwischen 200.000 und 400.000 US-Dollar. Boston Dynamics will 2022 einen eigenen Transportroboter auf den Markt bringen will. Sein Name: "Handle".
Der Logistikroboter war ursprünglich für 2021 geplant, wurde jedoch neu designt und erscheint nun ein Jahr später. Vorgestellt werden soll er im nächsten Jahr. Das folgende Video zeigt die alte Handle-Version.
Atlas inspiriert Roboterbauer
Was ist mit dem bekanntesten Roboter des Unternehmens, dem Youtube-Star und Roboturner Atlas? Der ist laut Payter zu teuer und komplex für eine zeitnahe Vermarktung. "Atlas bleibt ein visionärer Roboter, der uns dazu motiviert, den neuesten Stand des Soft- und Hardwaredesigns voranzutreiben", sagt Payter.
An Atlas testet Boston Dynamics neue Ideen, aus denen separate, für Spezialaufgaben entwickelte Roboter entstehen. So entstanden wichtige Elemente des Logistikroboters Handle, die für Bewegung und Gleichgewicht zuständig sind, zuerst als Teile von Atlas.
Nach der Marktetablierung des Roboterhunds Spot will Boston Dynamics Mitglieder des Teams mit dem Bau weiterer Roboter beauftragen, die sich auf industrielle Spezialaufgaben wie zum Beispiel Bau- und Forstwirtschaft konzentrieren könnten. Die langfristige Vision ist, mehrere Maschinen mit unterschiedlichem Formfaktor und Aufgabenbereichen anzubieten.
Wann erobern Roboter das Zuhause?
Und wann kommen Spot, Atlas und Co. nach Hause? "Ich denke, die Vision eines Heimroboters ist noch immer stark. Aber es wird eine Weile dauern, diesen Punkt zu erreichen, denn der Preis darf für Konsumenten nur wenige tausende US-Dollar betragen. Und zum jetzigen Zeitpunkt bewegen wir uns im Bereich von mehreren zehntausend US-Dollar."
Derzeit sei das Unternehmen auf verlässliche Massenfertigung, Service und Support fokussiert. Sobald diese Aufgaben zufriedenstellend gelöst worden seien, will Boston Dynamics versuchen, die Herstellungskosten zu reduzieren.
"Es wäre schwierig, die Kosten so stark zu senken, dass man Spot für 1.000 US-Dollar verkaufen kann, aber mehrere tausend US-Dollar wären möglich, sofern man genug Einheiten produzierte", schätzt Payter.
Noch offen wäre dann, für welche Zwecke genau man den Robohund im privaten Kontext einsetzen würde. "Ganz ehrlich, ich weiß es noch nicht. Ich beschäftige mich nicht eingehend damit, weil ich denke, dass es noch ein weiter Weg ist."
Quelle: Venturebeat, Titelbild: Boston Dynamics