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Trotz tödlicher Folgen veröffentlichte Google erst zwei Jahre nach dem Türkei-Beben 2023, dass sein Warnsystem versagt hatte.

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"Ich bin wirklich frustriert, dass es so lange gedauert hat", sagt Elizabeth Reddy, Colorado School of Mines, gegenüber BBC News. "Wir sprechen hier nicht über ein kleines Ereignis – Menschen sind gestorben – und wir haben nicht die Leistung dieses Warnsystems gesehen, die wir uns wünschen würden."

Googles Android Earthquake Alerts System (AEA) bewertete das erste Erdbeben im Februar 2023 nur mit einer Stärke zwischen 4,5 und 4,9 auf der Momenten-Magnituden-Skala, obwohl das tatsächliche Beben eine Magnitude von 7,8 hatte.

Aufgrund dieser massiven Fehleinschätzung wurden lediglich 469 "Take Action"-Warnungen – die einzige Alarmstufe, die auch im Schlaf weckt – an Nutzer im unmittelbaren Gefahrenbereich verschickt.

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Auch das zweite schwere Beben am selben Tag wurde vom System unterschätzt. Hierbei wurden nur 8.158 "Take Action"-Warnungen und knapp vier Millionen "Be Aware"-Warnungen versendet.

Abhängigkeit und Verantwortung bei KI-Frühwarnsystemen

In Wirklichkeit hätten laut nachträglichen Simulationen bis zu zehn Millionen Menschen diese lebenswichtige Warnung erhalten müssen. Erst nach Überarbeitung der Algorithmen zeigte sich, dass das System in der Lage gewesen wäre, sowohl die Schwere des Bebens korrekt zu erkennen als auch die betroffenen Menschen rechtzeitig zu alarmieren.

Googles Eingeständnis des Versagens, das im Fachjournal Science veröffentlicht wurde, steht im Gegensatz zu früheren Aussagen. Noch 2023 hatte der Tech-Konzern gegenüber der BBC behauptet, das System habe "gut funktioniert". Jetzt heißt es: "Die nachträgliche Analyse des Ereignisses zeigte mehrere Begrenzungen der Erkennungsalgorithmen auf, die seither verbessert wurden."

Google nennt drei zentrale Fehlerursachen: Das Zeitfenster für die Datenauswertung war zu kurz, wodurch die volle Stärke des Bebens nicht erfasst wurde; zu viele unzuverlässige Smartphones – das heißt, Geräte, deren Sensoren fehlerhafte oder "rauschende" Daten liefern, etwa durch Bewegung, Herunterfallen oder andere Störungen – verzerrten die Messungen und führten dazu, dass nicht mehr zwischen echten Erdbeben und zufälligen Bewegungen unterschieden werden konnte; außerdem begannen viele Geräte durch eine schwächere Vorwarnung zu vibrieren, was die eigentliche Erdbebenerkennung zusätzlich störte. Alle drei Probleme wurden laut Google inzwischen behoben.

Die späte Offenlegung wirft Fragen zur Transparenz und Verantwortung bei KI-basierten Frühwarnsystemen auf, an denen Google ebenfalls intensiv forscht. AEA ist in 98 Ländern verfügbar, Google hat zur Leistung beim Erdbeben 2025 in Myanmar noch keine Angaben gemacht.

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Zusammenfassung
  • Googles Android Earthquake Alerts System (AEA) versagte beim schweren Türkei-Erdbeben 2023, indem es die Magnitude deutlich unterschätzte und somit nur 469 lebensrettende "Take Action"-Warnungen anstatt der nötigen Millionen versendete.
  • Erst zwei Jahre nach der Katastrophe räumte Google das Problem öffentlich ein und veröffentlichte nachträgliche Analysen, die zeigen, dass das System mit verbesserten Algorithmen die Gefahr korrekt hätte erkennen und mehr Menschen rechtzeitig warnen können.
  • Die späte Offenlegung und widersprüchliche Aussagen von Google werfen Fragen zur Transparenz und Verantwortung bei KI-basierten Frühwarnsystemen auf; AEA ist aktuell in 98 Ländern aktiv, über die jüngste Leistung in Myanmar äußerte sich Google bislang nicht.
Quellen
Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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