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OpenAI kann seine Umstrukturierung nicht wie geplant umsetzen. Grund sind festgefahrene Verhandlungen mit Microsoft über API-Zugänge, geistiges Eigentum und eine umstrittene AGI-Klausel.

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Die geplante Umstrukturierung von OpenAI, die Investoren erstmals echten Eigenkapitalbesitz ermöglichen soll, verzögert sich voraussichtlich bis ins nächste Jahr. Grund dafür sind stockende Verhandlungen mit dem Großinvestor Microsoft, wie die Financial Times berichtet.

Die Gespräche sind entscheidend für OpenAIs Fähigkeit, weiteres Kapital aufzunehmen – darunter eine mögliche Bewertung von 500 Milliarden US-Dollar. Ohne eine Einigung bis spätestens Ende 2025 könnte zudem der japanische Technologiekonzern SoftBank seine zugesagten zehn Milliarden US-Dollar zurückziehen.

API-Zugang: OpenAI will sich öffnen, Microsoft blockiert

Ein zentraler Streitpunkt betrifft laut FT die exklusive Hosting-Vereinbarung zwischen OpenAI und Microsoft. Der Softwarekonzern betreibt die KI-Modelle exklusiv auf seiner Azure-Cloud – eine Position, die OpenAI nun aufweichen will, um zusätzliche Partnerschaften mit Google Cloud und Amazon Web Services einzugehen. Ziel ist es, höhere Einnahmen über die Programmierschnittstelle (API) zu erzielen, die derzeit rund ein Viertel des jährlich wiederkehrenden Umsatzes von zwölf Milliarden US-Dollar ausmacht.

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Laut FT ist Microsoft wenig geneigt, diese Position zu räumen. Ein enger Kompromiss, der OpenAI lediglich erlaubt, Regierungskunden außerhalb von Azure zu bedienen, ist derzeit im Gespräch.

Zugriff auf Trainingsdaten und AGI-Klausel

Ebenfalls zur Debatte stehen Microsofts künftige Rechte am geistigen Eigentum von OpenAI. Unklar ist, ob der Konzern weiterhin nur fertige Modelle einsetzen darf oder auch Einblicke in deren Trainingsprozesse erhalten soll.

Besonders umstritten ist eine sogenannte AGI-Klausel im bestehenden Vertrag. Sie erlaubt OpenAI, Microsoft den Zugang zu geistigem Eigentum zu entziehen, wenn das Unternehmen eine "künstliche allgemeine Intelligenz" entwickelt – also ein System, das Menschen in den meisten wirtschaftlich relevanten Tätigkeiten übertrifft.

Microsoft-CEO Satya Nadella will die Klausel vollständig streichen. OpenAI hingegen will sie zumindest in abgeschwächter Form erhalten. Ein Verhandlungsbeteiligter bezeichnete die Klausel als "gegenseitige Abschreckung", die OpenAI als strategisches Druckmittel nutzt.

Milliarden-Investitionen auf dem Spiel

OpenAI wird derzeit mit rund 300 Milliarden US-Dollar bewertet, eine Zahl, die auf einer von SoftBank angeführten Finanzierungsrunde im März basiert. Eine vorherige Runde im Oktober 2023 bewertete das Unternehmen noch mit 157 Milliarden US-Dollar. Beide Investitionsverträge enthalten Rücktrittsklauseln, sollte OpenAI nicht rechtzeitig die geplante Umstrukturierung umsetzen.

Empfehlung

Die Einigung mit Microsoft wird auch darüber entscheiden, wie viel Eigenkapital der Konzern nach der Umstrukturierung erhält. Bislang wird erwartet, dass Microsoft zwischen 30 und 35 Prozent von OpenAI halten wird – abhängig vom Ausgang der Verhandlungen.

Trotz der Unsicherheit war die jüngste Finanzierungsrunde laut FT deutlich überzeichnet. OpenAI führt parallel Gespräche über eine Sekundärmarkttransaktion mit einer Bewertung von 500 Milliarden US-Dollar – was SoftBanks ursprüngliches Investment massiv aufwerten würde. Auch eine Primärfinanzierung mit noch höherer Bewertung ist im Gespräch.

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Zusammenfassung
  • Die geplante Umstrukturierung von OpenAI verzögert sich bis mindestens 2025, weil Verhandlungen mit Microsoft über API-Zugänge, geistiges Eigentum und eine sogenannte AGI-Klausel stocken.
  • OpenAI möchte sich für andere Cloud-Anbieter wie Google Cloud und AWS öffnen, um die API-Einnahmen zu steigern, stößt dabei aber auf Widerstand von Microsoft, das aktuell das exklusive Hosting übernimmt.
  • Die Einigung mit Microsoft ist entscheidend für weitere Milliarden-Investitionen, darunter zehn Milliarden US-Dollar von SoftBank und eine mögliche Bewertung von bis zu 500 Milliarden US-Dollar, die an die erfolgreiche Umstrukturierung geknüpft sind.
Quellen
Max ist leitender Redakteur bei THE DECODER. Als studierter Philosoph beschäftigt er sich mit dem Bewusstsein, KI und der Frage, ob Maschinen wirklich denken können oder nur so tun als ob.
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