OpenAI-Chef Sam Altman kündigt an, dass Sora zukünftig Copyrights besser achten soll. Zum Launch war die App ein Freifahrtschein für Urheberrechtsverletzungen.
So ist Sora etwa in der Lage, komplexe Inhalte wie Episoden der Animationsserie "South Park" zu generieren. Es gibt viele weitere Beispiele für solche Urheberrechtsverletzungen im großen Maßstab. Im Vergleich dazu wirkt die Debatte um die Verletzung des Stils von Studio Ghibli wie ein laues Lüftchen.

Dass OpenAI jetzt so schnell zurückrudert, dürfte ein Zeichen dafür sein, dass die Copyright-Besitzer zügig und vehement reagiert haben. Ohnehin laufen derzeit zahlreiche Rechtsstreitigkeiten zwischen Copyright-Haltern und KI-Firmen, auch Firmen wie Midjourney oder Google sind invovliert.
Das neue Sora-Modell erreichte jedoch durch die audiovisuelle Präsentation und den Detailgrad ein neues Hoch an Urheberrechtsverletzung. Zudem rannte Sora in Rekordgeschwindigkeit auf Platz 1 der App-Charts im Apple App Store.
OpenAI rudert zurück
Erste Nutzer berichten nun, dass Sora bei Prompts mit potenziellen Urheberrechtsverletzungen restriktiver reagiert. So soll etwa das Stichwort "South Park" mittlerweile blockiert werden.
Parallel dazu meldet sich OpenAI-CEO Sam Altman im eigenen Blog: In einem Update kündigt er an, dass Rechteinhaber künftig mehr Kontrolle darüber erhalten sollen, wie ihre Charaktere in Sora verwendet werden dürfen.
Geplant ist ein erweitertes Kontrollsystem, mit dem Urheber festlegen können, ob und wie Charaktere generiert werden dürfen. Dieses Modell soll über das bisherige Opt-in-Verfahren hinausgehen und detailliertere Einstellungen ermöglichen. Altman betont, dass viele Rechteinhaber zwar an der neuen Form der "interaktiven Fan-Fiction" interessiert seien, jedoch klare Grenzen setzen wollen.
OpenAI kündigt außerdem an, ein Einnahmemodell für die Videogenerierung einzuführen. Viele Videos werden für kleine Zielgruppen erstellt, verursachen aber hohe Rechenkosten. OpenAI will künftig einen Teil der Einnahmen mit Rechteinhabern teilen, deren Inhalte von Sora-Nutzern generiert werden. Details dazu sollen in einem iterativen Prozess erarbeitet werden.
OpenAI könnte Copyright-Verletzung normalisieren wollen
Was steckt hinter dem Launch von Sora und dem schnellen Zurückrudern? Es ist kaum vorstellbar, dass OpenAI von der Menge und dem Detailgrad der urheberrechtlich problematischen Inhalte überrascht wurde. Das Unternehmen war bereits in die Debatte um KI-generierte Bilder im Stil von Studio Ghibli verwickelt und kennt die juristische Lage aufgrund zahlreicher laufender Verfahren im Markt sehr genau. Es ist unwahrscheinlich, dass OpenAI nicht antizipiert hat, was passieren würde.
Naheliegender ist daher, dass OpenAI mit Sora austesten wollte, wie weit sich das Unternehmen nach dem Ghibli-Vorfall vorwagen kann. In der KI-Szene gibt es Akteure, die offen für eine Abschaffung oder grundlegende Reform des Urheberrechts eintreten.

Eine App wie Sora trägt dazu bei, Urheberrechtsverletzungen zu normalisieren: Wenn es alle tun, wird es rechtlich schwer sanktionierbar. Allein die Masse potenzieller Klagen würde jedes Rechtssystem überfordern.
Die Frage vor dem Sora-Start lautete also: Wie stark fällt der Protest aus? Offenbar so stark, dass OpenAI nur wenige Tage nach dem Launch von Sora die Regeln verschärfen musste.
Rechtewahrung im KI-Zeitalter ist kompliziert
Eine andere Möglichkeit ist, dass OpenAI zwar gewillt ist, Urheberrechte zu achten und Vergütungsmodelle zu entwickeln, dies aber rechtlich wie technisch aufwendig und langwierig ist.
Im April sagte Sam Altman in einem TED-Interview, dass ein Vergütungsmodell für Künstlerinnen und Künstler, deren Stil von KI genutzt wird, "cool" wäre. Er stellte sich ein freiwilliges System vor, bei dem Kreative ihren Stil freigeben und im Gegenzug an den Einnahmen beteiligt werden.
Konkrete Pläne nannte Altman jedoch nicht. Stattdessen verwies er auf die technische Schwierigkeit, Einflüsse einzelner Kreativer exakt zu berechnen – insbesondere dann, wenn mehrere Stile in einem Prompt miteinander verschmelzen. Gleichzeitig relativierte er die Debatte mit dem Argument, dass auch menschliche Kreativität stets auf bestehenden Werken aufbaue. Ein im Mai 2024 angekündigter "Media Manager", der ein Opt-out für Kreative ermöglichen sollte, wurde bislang nicht veröffentlicht.
Möglich also, dass das geltende Urheberrecht nicht mit der Geschwindigkeit der KI-Entwicklung Schritt halten kann. Ob die Entwicklung – und vor allem die Monetarisierung – über Produkte wie Sora dennoch toleriert wird, müssen letztlich Märkte und Gerichte entscheiden.
Die Sora-App steht auch wegen der Inhalte selbst in der Kritik. Die App generiere vor allem sogenannten "AI Slop" – austauschbare, oberflächliche Kurzvideos, die algorithmisch auf maximale Interaktion optimiert sind, aber kaum kreativen oder informativen Mehrwert bieten. OpenAI-CEO Sam Altman räumte dieses Risiko selbst ein.