OpenAI hat auf dem diesjährigen Entwickler-Event Dev Day neue Tools vorgestellt, mit denen Entwickler direkt in ChatGPT Anwendungen und automatisierte Agenten erstellen können. Im Fokus stehen ein neues Apps-SDK und das AgentKit.
ChatGPT wird zur App-Plattform
Mit dem neuen „Apps SDK“ macht OpenAI ChatGPT zur interaktiven Plattform für Drittanbieter-Apps. Anwendungen erscheinen direkt im Chat, unterstützen eine Vollbildansicht und können dynamisch mit dem Modell interagieren – etwa indem sie Kontextdaten zurückspielen. Die technische Grundlage bildet das bereits bestehende Model Component Protocol (MCP), das um HTML-Rendering, Login-Funktionen und ein neues Bezahlprotokoll erweitert wurde.
In einer Live-Demo wurde etwa eine Canva-App gezeigt, die auf Anfrage ein Poster für ein Hundeservice-Geschäft erstellte und anschließend ein Pitch Deck generierte.

Eine weitere Demo zeigte eine Zillow-App, die Immobilien in Pittsburgh auf einer interaktiven Karte darstellte und auf Anschlussfragen wie „Nur mit Garten“ oder „Wie nah ist das zur Hundewiese?“ reagieren konnte.

Zum Start sind Apps von Booking.com, Canva, Coursera, Expedia, Figma, Spotify und Zillow verfügbar; weitere Partner wie DoorDash, OpenTable, Target und Uber sollen folgen. Die Apps stehen zunächst allen eingeloggten Nutzern außerhalb der EU auf den Free-, Go-, Plus- und Pro-Plänen zur Verfügung. Eine Ausweitung auf die EU ist geplant.
Das Apps SDK steht ab sofort in einer Preview-Version zur Verfügung. Es erlaubt die Definition von App-Logik und Benutzeroberfläche sowie die direkte Anbindung an bestehende Backends – inklusive Login-Funktionalität und Premiumzugang. OpenAI stellt Beispiel-Apps, Designrichtlinien und eine Testumgebung im Developer Mode von ChatGPT bereit.
Ein App-Verzeichnis sowie ein Monetarisierungssystem – etwa über Einmalzahlungen oder Abonnements – sind geplant. Frühere Experimente wie die ChatGPT-Plugins wurden nicht mehr erwähnt; sie dürften vom SDK vollständig abgelöst werden.
AgentKit für "Systeme, die Dinge erledigen"
Neben Anwendungen sollen künftig auch KI-Agenten direkt über OpenAIs Plattform entwickelt werden können. Unter dem Begriff „Agenten“ versteht OpenAI Systeme, die eigenständig Aufgaben im Auftrag des Nutzers ausführen.
Das nun vorgestellte „AgentKit“ enthält ein vollständiges Toolkit für Entwicklung, Bereitstellung und Optimierung solcher Agenten. Zentrales Element ist der visuelle „Agent Builder“, mit dem sich per Drag-and-Drop komplexe Workflows modellieren lassen. Ergänzt wird er durch „ChatKit“ für Chat-Interfaces, „Evals“ zur Leistungsbewertung und eine „Connector Registry“ zur Verwaltung von Datenzugriffen über mehrere Workspaces hinweg.
In einer Live-Demo baute OpenAI innerhalb von acht Minuten einen Agenten, der DevDay-Besuchern passende Sessions empfiehlt. Der Agent wurde sofort veröffentlicht und war über URL oder als Embed-Code nutzbar. Guardrails – eine Open-Source-Sicherheitsbibliothek – können direkt eingebunden werden, um beispielsweise persönliche Daten zu erkennen oder Jailbreak-Versuche zu verhindern.

Optional lassen sich Agenten mit Reinforcement Fine-Tuning (RFT) weiter anpassen. Für GPT-5 befindet sich RFT aktuell in der Private Beta. Erste Funktionen wie Custom Tool Calls und Custom Graders stehen ausgewählten Partnern zur Verfügung.
Agent Builder befindet sich in der Beta, ChatKit und die neuen Evals-Funktionen sind bereits allgemein verfügbar. Die Connector-Registry wird schrittweise an API-, ChatGPT-Edu- und Enterprise-Kunden mit Global Admin Console ausgerollt. Alle Funktionen sind in der regulären API-Preisstruktur enthalten. OpenAI plant zudem eine eigenständige Workflows API und neue Deployment-Optionen direkt in ChatGPT.
GPT-5 Pro, gpt-realtime-mini und Sora 2 in der API
OpenAI hat zudem mit GPT-5 Pro sein bislang leistungsstärkstes Sprachmodell in der API veröffentlicht. GPT-5 Pro nutzt deutlich mehr Rechenressourcen, um komplexe Aufgaben mit höherer Genauigkeit zu lösen. Es verarbeitet Text- und Bild-Eingaben und gibt ausschließlich Text aus. Das Modell bietet ein Kontextfenster von 400.000 Tokens und bis zu 272.000 Ausgabetokens. GPT-5 Pro ist nur über die Responses API verfügbar und läuft stets mit der Einstellung reasoning.effort: high
.
Die Preise liegen bei 15 US-Dollar pro Million Eingabetokens und 120 US-Dollar für Ausgabetokens – etwas teurer als das Vorgängermodell o3-Pro ($20/$80). GPT-5 Pro unterstützt keine Code-Ausführung und eignet sich für Multi-Turn-Interaktionen. Für lange Anfragen empfiehlt OpenAI den Background Mode, da einzelne Antworten mehrere Minuten dauern können.
Zusätzlich hat OpenAI gpt-realtime-mini vorgestellt – ein Modell, das rund 70 Prozent günstiger ist als die bisherige Echtzeit-API. Auch Sora 2, das Modell hinter der Sora-App, über die API verfügbar. Neu ist außerdem gpt-image-1-mini, eine günstige Variante des Bildverarbeitungsmodells von OpenAI. Laut OpenAI ist es rund 80 Prozent preiswerter als die bisherige Version und richtet sich an Entwickler, die bildbasierte Anwendungen mit geringeren Kosten skalieren wollen.
Codex ist allgemein verfügbar
Auch bei der KI-gestützten Programmierhilfe Codex gibt es Neuigkeiten: Laut OpenAI ist die Nutzung seit dem Launch der Codex-Cloud-Agenten im Mai um den Faktor zehn gestiegen, das Modell verlässt den Preview-Status und ist ab sofort allgemein verfügbar.
Neue Funktionen umfassen eine Slack-Integration, mit der Codex direkt in Team-Chats angesprochen werden kann, ein SDK zur Integration des Codex-Agenten in eigene Workflows sowie neue Admin-Funktionen für Unternehmen. Letztere erlauben die Verwaltung von Entwicklungsumgebungen, Konfigurationen und Nutzungsanalysen. Das SDK ist zunächst für TypeScript verfügbar, weitere Sprachen sollen folgen. Eine GitHub Action für CI/CD ist ebenfalls verfügbar.
OpenAI nannte zudem neue Nutzungszahlen: ChatGPT zählt inzwischen über 800 Millionen wöchentliche Nutzer, mehr als vier Millionen Entwickler arbeiten mit der Plattform. Der API-Traffic liegt bei sechs Milliarden Tokens pro Minute. 2023 waren es noch 100 Millionen Nutzer und zwei Millionen Entwickler.