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KI-Blase-Debatte: Google nennt lieber den Tokenverbrauch als Umsatzzahlen

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Sora prompted by THE DECODER

Kurz & Knapp

  • Google erzielt zwar mit Cloud- und KI-Chips solide Umsätze, doch bei generativer KI bleibt unklar, ob sich daraus bislang relevante Erlöse ergeben.
  • Statt konkreter Umsatzzahlen nennt Google den Tokenverbrauch seiner größten Kunden als Leistungsindikator. Diese Kennzahl ist jedoch wenig aussagekräftig, da sie kaum Rückschlüsse auf tatsächliche Nutzung, Kosten oder wirtschaftlichen Nutzen zulässt.
  • Realistische Schätzungen gehen von 3 bis 4 Millionen US-Dollar Umsatz pro Kunde und Jahr aus – ein Bruchteil des gesamten Cloud-Umsatzes.

Google feiert Erfolge mit Cloud und KI-Chips, doch bei generativer KI bleibt unklar, ob nennenswerte Umsätze erzielt werden. Die vom Konzern genannten Metriken werfen mehr Fragen auf als sie beantworten.

Diese Unsicherheit zeigt sich gut in Googles eigenen Earnings-Erklärungen, in denen der Konzern zwar Beispielkunden anführt, aber nur mit sehr weichen Metriken.

Beispielsweise erzielt WPP mit seinen Kampagnen Effizienzsteigerungen von bis zu 70 %, und Swarovski hat die Öffnungsrate seiner E-Mails um 17 % gesteigert und die Lokalisierung seiner Kampagnen um das Zehnfache beschleunigt.

Diese Angaben bleiben vage, schwer vergleichbar und lassen kaum Rückschlüsse auf tatsächliche wirtschaftliche Effekte zu.

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Tokenverbrauch ersetzt harte Umsatzmetriken

Ein weiteres Warnsignal: Statt konkreter Umsatzzahlen setzt Google auf den Tokenverbrauch seiner 150 (wahrscheinlich) größten Kunden als Leistungsindikator. Diese hätten im vergangenen Jahr jeweils rund eine Billion Token verbraucht.

Doch diese Metrik ist aus mehreren Gründen problematisch: Tokenverbrauch allein sagt wenig über die Intensität oder den wirtschaftlichen Nutzen der KI-Nutzung aus. Zudem ist unklar, welche Modelle verwendet wurden, ob es sich um Input- oder Output-Token handelt, und wie die tatsächliche Preisstruktur aussah.

Eine Beispielrechnung zeigt die Schwächen dieser Kennzahl: Selbst unter einer extrem Google‑freundlichen Annahme – ausschließlich Output‑Token zum höchsten Listenpreis von 15 US‑Dollar pro Million Token (Gemini 2.5 Pro) – ergäbe sich bei rund einer Billion Token pro Kunde ein Umsatz von etwa 15 Millionen US‑Dollar pro Kunde und Jahr.

Realistischere Annahmen mit einem Mix aus Input‑ und Output‑Tokens, überwiegend kurzen Prompts (≤200k), Context‑Caching und günstigere Modelle drücken diesen Wert deutlich in den niedrigen einstelligen Millionenbereich. Je nach Mix liegt der Umsatz typischerweise bei circa 2,5 bis 4,5 Millionen US‑Dollar pro Kunde und Jahr; eine plausible Mittelschätzung sind rund 3 bis 4 Millionen US‑Dollar.

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Aggregiert über 150 Kunden entspräche das etwa 450 bis 600 Millionen US-Dollar; bei einem Google-Cloud-Jahresumsatz von bis zu 60 Milliarden US-Dollar 2025 sind das nur ca. 0,75 bis 1,0 Prozent. Selbst das theoretische Oberlimit (15 Mio. US-Dollar pro Kunde) läge insgesamt bei rund 2,25 Milliarden US-Dollar bzw. ca. 3,8 Prozent. Doch diese Einnahmen sind es letztlich, die den enormen KI-Ausbau langfristig rechtfertigen müssen.

Warum verkauft Google nicht mehr oder teurere Token?

Die geringe Monetarisierung legt nahe, dass Google-Kunden ihre generativen KI-Anwendungen bislang nicht im großen Maßstab skalieren. Ein möglicher Grund: Die Integration generativer KI in bestehende Prozesse ist komplex. Hinzu kommen Unsicherheiten bei Datenschutz, Regulierung, Qualitätssicherung und Kosten. Gerade Verlässlichkeit und Cybersecurity dürften zentrale Hürden sein. Gleichzeitig setzt der wachsende Wettbewerb im KI-Markt die Tokenpreise unter Druck und begrenzt damit den potenziellen Umsatz zusätzlich.

Auch Googles Cloud- und KI-Chip-Geschäft profitieren derzeit primär vom Hype um generative KI. Die Nachfrage nach Infrastruktur und spezialisierten Prozessoren basiert auf der Erwartung, dass generative KI bald wirtschaftlich außerordentlich relevant wird. Gelingt es Unternehmen jedoch nicht, skalierbare und profitable Anwendungsfälle zu etablieren, dürfte dieser Effekt nachlassen und mit ihm die Investitionsbereitschaft in entsprechende Infrastruktur.

In diesem Szenario wären Googles aktuelle Erlöse aus Cloud- und Chipgeschäft weniger Ausdruck nachhaltiger KI-Wertschöpfung als ein vorübergehendes Nebenprodukt überhöhter Erwartungen.

Source: Google