Yann LeCun verlässt Meta: KI-Vordenker plant eigenes Start-up
Kurz & Knapp
- Yann LeCun, Metas langjähriger KI-Chef und Deep-Learning-Pionier, plant laut Financial Times seinen Abschied von Meta und will ein eigenes KI-Start-up gründen.
- Zu den möglichen Gründen zählen Unzufriedenheit mit strengeren Publikationsrichtlinien bei Meta, interne Machtverschiebungen zugunsten produktorientierter Teams sowie politische Spannungen zwischen LeCun und dem Kurs der Meta-Führung unter Mark Zuckerberg.
- LeCun gilt als Kritiker des LLM-Fokus in der KI-Forschung und könnte mit seinem Start-up alternative Ansätze wie die Joint Embedding Predictive Architecture (JEPA) verfolgen.
Yann LeCun, Metas langjähriger Chef-Wissenschaftler für Künstliche Intelligenz und Mitbegründer moderner Deep-Learning-Methoden, will das Unternehmen verlassen und ein eigenes KI-Start-up gründen.
Das berichtet die Financial Times, die sich auf mit der Angelegenheit vertraute Personen beruft. Der Turing-Preisträger befinde sich demnach bereits in frühen Gesprächen mit potenziellen Investoren. Meta und LeCun gaben auf Anfrage keine Stellungnahme ab.
Der genaue Zeitpunkt von LeCuns Abgang ist offen. Auch über die Ausrichtung seines geplanten Start-ups gibt es bislang keine offiziellen Informationen. LeCuns Professur an der New York University bleibt von den Plänen unberührt.
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Forschungsfreiheit, Machtverschiebung, Politik
Gründe für LeCuns Abgang gibt es viele. Zuletzt soll LeCun unzufrieden mit neuen Publikationsrichtlinien gewesen sein, die wissenschaftliche Arbeiten vor der Veröffentlichung stärker intern prüfen. Mehrere Mitarbeitende empfanden das als Einschränkung der akademischen Freiheit.
Zuletzt wurde FAIR im Unternehmen neu geordnet und musste Entlassungen verkraften, während das produktorientierte TBD Lab unter dem Frischling Alexandr Wang an Einfluss gewann. LeCun musste angeblich an Wang berichten.
LeCun stellte zudem klar, dass er nicht an den jüngsten Llama‑Modellen beteiligt war, die vom GenAI‑Team von Meta entwickelt wurden. Diese öffentliche Distanzierung von den zuletzt wenig erfolgreichen KI‑Produkten des Unternehmens war ein weiteres Anzeichen für seine wachsende Unzufriedenheit.
Politische Spannungen verschärften die Situation: Während LeCun wiederholt und mit klaren Worten die Politik der aktuellen US-Regierung kritisierte, stellte sich Meta‑CEO Mark Zuckerberg nach deren Machtübernahme offen hinter den Kurs von Trump und seinem Umfeld; eine deutliche Abkehr von Metas bisherigem Auftreten.
Was plant LeCun?
LeCun ist ein prominenter Kritiker des einseitigen LLM-Trends in der KI-Forschung. Anders als manche Unternehmen, die große Transformer-Modelle als Weg zu einer menschenähnlichen Intelligenz (oder mehr) betrachten, stellte LeCun wiederholt infrage, ob diese Architektur für eine relevante Form von Intelligenz geeignet sei.
Sein geplanter Schritt in die Selbstständigkeit dürfte der Versuch sein, abseits des aktuellen LLM‑Mainstreams neue technische Ansätze zu verfolgen – etwa jene, die LeCun mit seiner Joint Embedding Predictive Architecture (JEPA) erforscht. Diese sieht er als mögliche Alternative zu generativen KI‑Modellen, die er wiederholt als Sackgasse auf dem Weg zu echter Intelligenz bezeichnet hat. Statt auf die Erzeugung von Texten oder Bildern setzt der Ansatz auf abstraktes Weltverständnis und lernfähige Systeme, die aus der Beobachtung physikalischer Zusammenhänge schlussfolgern und planen können.