Die Porträts wurden fürs KI-Training verwendet - auch von chinesischen Unternehmen, die in Überwachung machen.
Microsoft hat die Datenbank "MS Celeb" mit etwa zehn Millionen kommentierten Porträtfotos von circa 100.000 Personen abgeschaltet. Die Fotos wurden bei KI-Projekten für das Training der Algorithmen verwendet. Anhand der Aufnahmen lernten KI-Systeme, Gesichter zu erkennen.
Laut der Financial Times reagiert Microsoft mit dieser Maßnahme auf einen früheren kritischen Bericht der Zeitung, nach dem die Datenbank unter anderem von chinesischen Unternehmen wie Sensetime, Megvii und dem US-Militär verwendet wurde, um Überwachungstechnologie zu entwickeln. Unternehmen wie IBM, Nvidia und Alibaba nutzten den umfangreichen Datensatz ebenfalls fürs KI-Training.
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Zwar verwendete Microsoft laut eigenen Angaben nur Aufnahmen prominenter Personen unter Creative-Commons-Lizenz. Allerdings sollen auch Porträts von unbekannten Personen in dem Datensatz aufgetaucht sein, die keine Einwilligung dazu gegeben hätten, ganz sicher nicht explizit fürs KI-Training. Ähnliche Beschwerden gab es kürzlich bei einer von IBM mit Flickr-Bildern zusammengestellten Gesichtsdatenbank.
Den Grund für die Abschaltung nennt Microsoft erst auf Nachfrage der Financial Times: Die Datenbank sei ursprünglich für die akademische Forschung aufgebaut worden. Der verantwortliche Mitarbeiter sei mittlerweile nicht mehr im Unternehmen. Daher habe man sich entschlossen, die Bilder aus dem Netz zu nehmen.
Interessant ist in diesem Kontext, dass Microsoft erst Ende letzten Jahres ethische Richtlinien für KI-gestützte Gesichtserkennung veröffentlichte. In diesen hieß es unter anderem, dass der Konzern keine Gesichtserkennungstechnologie in Szenarien einsetzen wolle, in denen diese die demokratische Freiheit gefährden könnten.
Quelle: Financial Times; Titelbild: Microsoft