Anzeige
Skip to content

Anthropic-CEO Dario Amodei warnt vor „Alles-oder-Nichts“-Mentalität bei KI-Investitionen

Image description
Midjourney prompted by THE DECODER

Kurz & Knapp

  • Dario Amodei, Chef von Anthropic, warnt vor einer wirtschaftlichen Blasenbildung in der KI-Branche und kritisiert indirekt Konkurrenten wie OpenAI für riskantes Verhalten und überzogene Investitionen.
  • Anthropic setzt laut eigenen Angaben auf Unternehmenskunden statt Endverbraucher, um stabile Umsätze zu sichern; das Unternehmen erwartet für 2025 einen Umsatz von acht bis zehn Milliarden US-Dollar.
  • Trotz seiner wirtschaftlichen Vorsicht bleibt Amodei technologisch optimistisch und sieht die Entwicklung immer leistungsfähigerer KI-Modelle als ungebrochen.

Der Chef der KI-Firma Anthropic, Dario Amodei, sieht eine Diskrepanz zwischen technologischem Fortschritt und ökonomischer Realität. Indirekt, aber deutlich, wirft er Konkurrenten wie OpenAI vor, unkluge Risiken einzugehen und sich finanziell zu übernehmen.

In einem Interview mit dem Journalisten Andrew Ross Sorkin äußerte sich Amodei besorgt über das Risikomanagement einiger Akteure in der KI-Branche. Während er technologisch extrem optimistisch bleibt, sieht er auf der wirtschaftlichen Seite erhebliche Risiken durch hohe, langfristig vorfinanzierte Investitionen und die Gefahr einer Überdehnung einzelner Unternehmen. Mit dieser Annahme ist er nicht allein.

Laut Amodei stehen KI-Unternehmen vor einem Dilemma: Der Bau von Rechenzentren erfordere Investitionen mit einem Vorlauf von ein bis zwei Jahren, während die Umsatzentwicklung unsicher bleibe. Amodei beschreibt dies als einen „Kegel der Ungewissheit“.

Einige Marktteilnehmer würden in dieser Situation das Risiko-Rad überdrehen. „Ich denke, es gibt einige Akteure, die ‚YOLOing‘ betreiben“, sagte Amodei. Er verwendete dabei den Slang-Begriff für „You Only Live Once“ (Man lebt nur einmal), um ein Alles-oder-Nichts-Verhalten zu beschreiben.

Anzeige
DEC_D_Incontent-1

Der Kontext lässt kaum Zweifel daran, dass OpenAI gemeint war: Unmittelbar nach einer Diskussion über Sam Altmans aggressive Investitionspläne warnte Amodei vor „YOLOing“-Akteuren. Eine namentliche Nennung verweigerte er jedoch mit dem Satz: „Diese Frage werde ich nicht beantworten.“

Anthropic will sich auf Industriekunden fokussieren

Amodei warnte, dass sich manche Unternehmen etwas vormachen würden, indem sie Annahmen träfen, die „sehr stark ins Optimistische tendieren“. Anthropic hingegen plane konservativ, um selbst in schlechten Szenarien zahlungsfähig zu bleiben.

Amodei nutzte das Interview zudem, um Anthropics Geschäftsmodell von dem der Konkurrenz abzugrenzen. Während Unternehmen wie OpenAI und Google primär auf den Konsumentenmarkt (B2C) fokussiert seien, konzentriere sich Anthropic auf Unternehmenskunden (B2B). Da die Margen und die Umsatzqualität im B2C-Bereich unsicherer seien, entstünde dort ein enormer Druck.

Das Unternehmen verzeichnet laut Amodei ein massives Wachstum: Der Umsatz sei von null auf 100 Millionen US-Dollar im Jahr 2023 gestiegen und habe 2024 eine Milliarde erreicht. Für das laufende Jahr werde ein Umsatz zwischen acht und zehn Milliarden US-Dollar erwartet.

Anzeige
DEC_D_Incontent-2

Trotz der wirtschaftlichen Warnungen bleibt Amodei technologisch überzeugt. Er sieht die sogenannten „Scaling Laws“ – die Beobachtung, dass mehr Rechenleistung und Daten zu intelligenteren Modellen führen – als ungebrochen an.

Künftige Modelle verglich er mit einem „Land der Genies in einem Rechenzentrum“. Diese KI-Systeme würden in zahlreichen Bereichen – von der Programmierung über Wissenschaft und Biomedizin bis zu Recht und Finanzen – deutlich leistungsfähiger werden und in vielen Aufgaben menschliche Experten übertreffen. Einen spezifischen Zeitpunkt für das Erreichen einer allgemeinen künstlichen Intelligenz (AGI) nannte er nicht; es handele sich vielmehr um eine exponentielle Kurve stetiger Verbesserungen.

Dario Amodei war vor der Gründung von Anthropic Teil des Unternehmens, das er nun indirekt kritisiert. Er arbeitete zunächst bei Google und war anschließend ein früher Mitarbeiter bei OpenAI. Dort arbeitete er an der Entwicklung der Sprachmodelle GPT-2 und GPT-3, bevor er das Unternehmen – gemeinsam mit seiner Schwester Daniela – verließ, um Anthropic zu gründen – angeblich wegen unterschiedlicher Sichtweisen auf das Thema Sicherheit.

KI-News ohne Hype – von Menschen kuratiert

Mit dem THE‑DECODER‑Abo liest du werbefrei und wirst Teil unserer Community: Diskutiere im Kommentarsystem, erhalte unseren wöchentlichen KI‑Newsletter, 6× im Jahr den „KI Radar“‑Frontier‑Newsletter mit den neuesten Entwicklungen aus der Spitze der KI‑Forschung, bis zu 25 % Rabatt auf KI Pro‑Events und Zugriff auf das komplette Archiv der letzten zehn Jahre.