OpenAI erklärt Nutzern, dass Einkaufsvorschläge keine Werbung sind
Kurz & Knapp
- Nutzer von ChatGPT Plus berichteten über eine Einblendung, die zum Einkauf bei Target auffordert. OpenAI-Produktmanager Nick Turley bestreitet, dass es sich um Werbung handelt, bestätigt aber interne Tests.
- Chefforscher Mark Chen räumt ein, dass sich die Einblendung wie Werbung „anfühlen könnte“ und kündigt Verbesserungen bei Präzision und Einstellungen an. Die Funktion wurde inzwischen abgeschaltet.
- In ChatGPT fällt Werbung besonders ins Gewicht, da der Chatbot als persönliche Assistenz vermarktet und genutzt wird und Empfehlungen dadurch stärker wahrgenommen werden könnten.
Update –
- Hintergrund der Diskussion um ChatGPT-Werbung ergänzt
Nutzer des bezahlten ChatGPT beschwerten sich über die Einblendung „Shop for home and groceries. Connect Target“, wohl eine Aufforderung, den ChatGPT-Account mit dem OpenAI-Partner Target zu verbinden, um dort einzukaufen.
Für die meisten Menschen ist das Werbung, doch ChatGPT-Produktmanager Nick Turley sieht das anders: Es gebe „keine Live-Tests für Ads“ – was indirekt interne Tests bestätigt – und „alle kursierenden Screenshots seien entweder nicht echt oder keine Werbung“. Bedeutet: Turley stuft die Target-Anzeige nicht als Werbung ein; einige Nutzer sehen das offenbar anders.

Chefforscher Mark Chen räumt immerhin ein, dass sich die Target-Einblendung wie Werbung „anfühlen könnte“ und man diese Einblendungen "sorgfältig behandeln" müsse. OpenAI habe die Funktion inzwischen abgeschaltet und arbeite an einer besseren Präzision des Modells sowie an Einstellungen, mit denen Nutzer solche Vorschläge reduzieren oder ganz abschalten können.
Warum OpenAI beim Thema Werbung Wortklauberei betreibt
OpenAI streitet über Begriffe, doch für die meisten Beobachter ist die Sache klar: Der Hinweis in ChatGPT sieht aus wie ein Werbetest. Das eigentliche Problem ist das Geld. Rund 95 Prozent der Nutzer zahlen nichts für den Dienst. OpenAI steht unter enormem Druck, Einnahmen zu finden, ohne die breite Masse zu verprellen. Gezielte Kaufhinweise sind ein logischer Weg, aber ein riskantes Spiel.
Werbung in einem Chatbot wirkt anders als in einer Suchmaschine. Viele Menschen vertrauen ChatGPT fast wie einem persönlichen Berater. Wenn die KI eine Empfehlung ausspricht, wiegt das schwerer als ein gesponserter Link in einer Ergebnisliste.
Das Vorgehen widerspricht zudem früheren Versprechen. CEO Sam Altman warnte einst selbst davor, ChatGPT als Werbeplattform zu nutzen. Er nannte Szenarien, in denen die KI sagt „Du solltest dieses Produkt kaufen“, sogar „dystopisch“. Sein Ideal war ein simples Modell: Wer zahlt, wird nicht selbst zum Produkt.
Diese Warnung ist heute aktueller denn je. OpenAIs neuer Shopping-Agent nutzt bereits das Gedächtnis von ChatGPT für persönliche Vorschläge. Laut Berichten von The Information gibt es intern Überlegungen, dieses Wissen über den Nutzer gezielt für Werbung zu nutzen.
Der Target-Vorfall ist also mehr als ein missglückter Test der Oberfläche. Er zeigt den Spagat zwischen der öffentlichen Ablehnung von Werbung und dem Zwang, den teuren Dienst zu finanzieren. Wenn OpenAI künftig Beratung und kommerzielle Partnerschaften vermischt, braucht es Transparenz und Ehrlichkeit. Sonst entscheidet am Ende der Gesetzgeber, was Werbung ist.
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