Disney mahnt Google ab und schließt Partnerschaft mit OpenAI
Kurz & Knapp
- Disney investiert eine Milliarde US-Dollar in OpenAI und wird erster großer Content-Partner für die Video-KI-Plattform Sora, mit exklusiver Nutzung von rund 200 Disney-Charakteren.
- CEO Bob Iger vergleicht den Schritt mit Disneys frühem iTunes-Engagement und betont, man wolle technologische Entwicklungen aktiv mitgestalten, ohne Stimmen oder Schauspieler-Porträts zu lizenzieren.
- Parallel geht Disney juristisch gegen Google und andere Anbieter wegen mutmaßlicher Urheberrechtsverletzungen bei KI-Trainings vor.
Der Medienkonzern wird der erste große Content-Partner für OpenAIs Videoplattform Sora. Während CEO Bob Iger den Deal als notwendige Evolution verteidigt, geht Disney juristisch gegen Google und andere KI-Anbieter vor.
Die Walt Disney Company steigt im großen Stil bei OpenAI ein. Der Unterhaltungskonzern hat sich mit dem KI-Entwickler auf eine Investition in Höhe von einer Milliarde US-Dollar geeinigt.
Im Rahmen dieser Partnerschaft wird Disney der erste große Content-Lizenzpartner für OpenAIs Video-KI-Plattform Sora. Die Vereinbarung ermöglicht es Sora-Nutzern, auf bekannte Disney-Inhalte zuzugreifen. Der Deal umfasst rund 200 Charaktere sowie Requisiten und Welten aus dem Disney-Universum.
Konkret sollen Nutzer beispielsweise in der Lage sein, sich selbst in Szenen einzufügen, etwa in einen Lichtschwertkampf aus Star Wars, oder personalisierte Videos zu erstellen, wie etwa einen Geburtstagsgruß von Buzz Lightyear. Laut OpenAI-CEO Sam Altman sei die Nachfrage der Nutzer nach Disney-Charakteren extrem hoch.
Die Vereinbarung beinhaltet eine teilweise Exklusivität: Disney-Charaktere sollen für ein bestimmtes Zeitfenster – CEO Bob Iger deutete einen Zeitraum von etwa einem Jahr an – exklusiv auf Sora verfügbar sein.
Iger vergleicht KI-Deal mit iTunes-Einführung
Disney-CEO Bob Iger verteidigte den Schritt in einem gemeinsamen Auftritt mit Sam Altman auf CNBC als notwendige Anpassung an unvermeidliche technologische Veränderungen. "Keine menschliche Generation hat sich jemals dem technologischen Fortschritt in den Weg gestellt, und wir haben nicht die Absicht, es zu versuchen", sagte Iger.
Iger zog eine historische Parallele zur digitalen Musikdistribution: Disney sei damals das erste Unternehmen gewesen, das seine Inhalte im iTunes Store von Apple angeboten habe. Die Strategie bestehe darin, an dem "dramatischen Wachstum" der KI teilzuhaben, anstatt von ihr verdrängt zu werden. Man wolle die Entwicklung aktiv mitgestalten, statt durch sie Schaden zu nehmen.
Ausschluss von Stimmen und Schauspieler-Porträts
Ein sensibler Punkt der Kooperation betrifft den Schutz menschlicher Kreativer. Iger betonte, dass die Lizenzvereinbarung strikte Grenzen habe: Weder die Stimmen der Charaktere noch die Namen und das Aussehen von Schauspielern seien Teil des Deals.
"Das stellt in keiner Weise eine Bedrohung für die Kreativen dar", argumentierte Iger. Vielmehr würden diese durch die anfallenden Lizenzgebühren respektiert und honoriert. Zudem habe Disney die Möglichkeit, "Leitplanken" für die Nutzung der Inhalte innerhalb von Sora festzulegen und diese im Laufe der Zeit anzupassen. Sam Altman bestätigte, dass es Disney ermöglicht werde, diese Sicherheitsvorkehrungen zu definieren.
Für OpenAI ist der Deal eine Bestätigung für KI-generierte Inhalte durch eines der größten Medienunternehmen der Welt. Altman schloss künftige Deals mit anderen Unterhaltungskonzernen nicht aus, bezeichnete die Partnerschaft mit Disney jedoch als "wunderbaren Anfang".
Disney unterscheidet zwischen Partnern und Datendieben
Gleichzeitig eröffnet Disney aber auch eine weitere Front im Kampf um Urheberrechte, die zeigt, dass der Konzern nur dann kooperiert, wenn Geld fließt. Laut einem Bericht von CNBC schickte Disney am späten Mittwoch eine Unterlassungserklärung an Google. Der Vorwurf wiegt schwer: Google verletze Urheberrechte in "massivem Ausmaß".
In dem Schreiben, das CNBC vorliegt, behauptet Disney, Google nutze geschützte Werke unbefugt zum Training von KI-Modellen und verbreite Kopien dieser Inhalte ohne Autorisierung.
Dies reiht sich in Disneys aggressives Vorgehen gegen unlizenzierte KI-Nutzung ein: Der Konzern klagte bereits gemeinsam mit Universal gegen den Bildgenerator Midjourney und warnte im September das Start-up Character.AI ab, die Nutzung geschützter Charaktere einzustellen.
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