Anfang März verkündete die Koelnmesse GmbH überraschend das Aus der XR-Konferenz "Digility" als eigenständiges Format. Überraschend deshalb, weil drei Jahre Aufbauarbeit in der Marke stecken und die Konferenz viele namhafte Sprecher gewinnen konnte. Wie kam es zu der Entscheidung?
Die Digility gehörte in Europa zu den ersten B2B-Konferenzen mit Fokus auf Virtual und Augmented Reality sowie seit 2018 Künstliche Intelligenz als Grundlagentechnologie für digitale Realitäten. Ziel des Veranstalters war es laut eigenen Angaben, den neuen Markt "von Grund auf mitzugestalten und eine einzigartige B2B-Plattform zu etablieren".
Obwohl die ersten drei Jahre in dieser Hinsicht "äußert erfolgreich" gelaufen sein sollen, ist jetzt Schluss mit der Digility. Sie soll in noch nicht näher beschriebener Weise in die Marketing-Expo Dmexco überführt werden.
Der Leiter des Digility-Teams, Jan-Raphael Spitzhorn, begründet diese Entscheidung unter anderem mit dem langsamer als erwartet ausfallenden XR-Marktwachstum.
Außerdem seien sowohl die Digility als auch die Dmexco "eine Leistungsschau für Zukunftstechnologie". Investitionen in beide Plattformen seien für die Koelnmesse "unternehmerisch nicht zu vertreten" gewesen.
Herr Spitzorn, in den Aufbau der Marke floss ja beträchtlicher Aufwand. Wird das Wachstumspotenzial mit Schwerpunkt VR/AR so gering eingeschätzt, dass sich weitere Investitionen dennoch nicht rentieren würden?
Der Markt entwickelt sich positiv, aber nicht so rasant, wie prognostiziert. Neue Märkte und digitale Zukunftstechnologien sind ebenso komplex wie hochdynamisch. Darauf müssen wir als Unternehmen Koelnmesse flexibel reagieren, um den Themenkomplex rund um Digital Reality innerhalb unseres Veranstaltungsportfolios bestmöglich abzubilden.
In zwei Plattformen aus dem gleichen Hause gleichzeitig zu investieren, die eine Leistungsschau für Zukunftstechnologien sind, war unternehmerisch nicht zu vertreten. Mit dem Abbilden der Themen auf der Dmexco können wir nun bestmöglich die Erfahrungen und Ergebnisse von drei erfolgreichen Digility-Veranstaltungen in neue Geschäftschancen überführen. Im Ergebnis stellen wir unseren Kunden so konzentriert die bestmögliche Business-Plattform zur Verfügung.
Wie lief zuletzt die Nachfrage nach Tickets - das Programm für 2019 stand ja schon?
Das Programm war Ende Februar zu 50 Prozent fertig, mit einer ausgeglichenen Mischung aus den Themenbereichen xR, 3D-Technologien und KI. Wir konnten uns wieder über die Zusage internationaler Experten und globaler Marken freuen. Von denen werden sicherlich einige auch zur Dmexco wechseln – wenn sie denn verfügbar sind. Der Ticketshop hätte Anfang März geöffnet, insofern lässt die Nachfrage nicht nachweisen. Es gab aber in den vergangenen Jahren ein stetiges Besucherwachstum.
Und der angedeutete Wechsel zu KI wurde nicht vollzogen, weil?
Es sollte nie ein vollständiger Wechsel vollzogen werden. Wir wollten das Thema Künstliche Intelligenz integrieren, da KI beispielsweise im Kontext von xR immer bedeutender wird. Der Themenkomplex Digital Reality umfasste bereits bei Konzeption der Digility im Jahr 2016 die Themen xR, 3D Technologien und KI.
2016 und 2017 haben wir uns zunächst auf xR fokussiert, weil ein Thema zur Markteinführung ausreichte und wir den damaligen Schwung für das Thema nutzen wollten. 2018 waren 3D und KI bereits Bestandteil der Digility, sowohl auf der Bühne als auch in der Expo und den Workshops. Für 2019 war eine stärkere Balance zwischen den drei großen Oberthemen geplant.
Titelbild: Koelnmesse GmbH