Auf einer KI-Fachkonferenz in Prag stimmten KI-Forscher und Branchenvertreter ab, ob eine Künstliche Intelligenz ein mit Menschen vergleichbares Denkvermögen erreichen kann. Das Ergebnis ist eindeutig.
Nur zwei Prozent der Teilnehmer der Fachkonferenz "Human Level AI" (HLAI) in Prag halten eine HLAI für ausgeschlossen. 37 Prozent glauben, dass sie schon innerhalb der nächsten zehn Jahre entsteht, weitere 20 Prozent tippen auf die nächsten 20 Jahre. Die restlichen Teilnehmer erwarten eine Entwicklungsdauer darüber hinaus.
Es gibt unterschiedliche Definitionen für eine HLAI: Manche sehe darin eine starke KI, die völlig autark agiert und sich selbst verbessert. Andere sehen die HLAI als letzten Zwischenschritt vor dieser starken KI. Maschinen wären dann in der Lage, alle menschlichen Tätigkeiten gleich gut und günstiger zu erledigen.
So oder so: Eine HLAI könnte der Menschheit intellektuell auf Augenhöhe begegnen.
Die Konferenzteilnehmer erwarten die größten KI-Auswirkungen auf folgende Arbeitsbereiche:
- Gesundheit (46 %)
- Logistik (41 %)
- Kundenservice (38 %)
- Finanzwesen (34 %)
- Landwirtschaft; Einzelhandel; Software-Entwicklung; Produktion (28 %)
Geht nicht bis gibt es bald - Experten sind sich uneins
Die Webseite Futurism befragte auf der Konferenz ergänzend einige der anwesenden KI-Entscheider aus Organisationen und Unternehmen.
Der führende KI-Experte der UN Irakli Beridze sieht "absolut keine Anzeichen" dafür, dass die Menschheit einer KI mit dem Denkvermögen eines Menschen auch nur nahe sein könnte. Niemand könne seriös vorhersagen, wann und ob eine HLAI entsteht.
Seán Ó hÉigeartaigh untersucht für die Cambridge Universität existenzielle Bedrohungen der Menschheit, zu denen potenziell eine starke Künstliche Intelligenz zählt. Vieles sei noch unbekannt und müsse erforscht werden, so Ó hÉigeartaigh. Er hält eine starke Künstliche Intelligenz in den nächsten 50 Jahren für möglich.
John Langford, leitender KI-Forscher bei Microsoft, glaubt nicht, dass die HLAI schnell erreicht wird, schließt aber die Möglichkeit nicht aus. Die Intelligenz eines Wurms sei schon gut machbar. Das Zusammenspiel aus Planung und Lernen müsse verbessert werden.
Interessant ist der Denkansatz von Ben Goertzel, dem Gründer des KI-Netzwerks SingularityNET. Goertzel glaubt, dass die grundlegenden Algorithmen für eine starke Künstliche Intelligenz bereits existieren. Sie müssen nur vernetzt werden. Das soll innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre passieren (mehr dazu hier).
Hava Siegelmann von der US-Behörde DARPA, der Forschungseinrichtung des US-Militärs, sieht die technologische Grundlage für eine starke KI noch nicht. Der Begriff sei eher eine Marke für eine Idee. Sie sieht jedoch eine klare Richtung: "Ich denke, wir können es [eine starke KI] bald erreichen."