Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende: Eine KI-Software soll mögliche Studienabbrecher direkt im ersten Semester einfangen - bevor sie sich "ihr Leben versauen".
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet über eine KI-Software des Karlsruher Technologieinstituts KIT, die Studienabbrüche mit "sehr hoher Wahrscheinlichkeit schon im ersten Semester" voraussagen kann.
Rund 28 Prozent der Studierenden brechen laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung ihr Studium vorzeitig ab. Zwölf Prozent der Abbrecher allerdings erst nach elf Semestern. "Das kann das Leben versauen", sagt der am Projekt beteiligte Wirtschaftswissenschaftler Berthold Wigger.
Trainiert wird der Algorithmus mit Daten, auf die die Universität aufgrund der Bewerbung und Anmeldung der Studierenden ohnehin Zugriff hat. Die zusätzlichen Prüfungsergebnisse des ersten Semesters sollen in Kombination mit dem bisherigen Werdegang eine zu 85 Prozent zuverlässige Prognose über die Erfolgsaussichten des Studiums zulassen.
Nach drei Semestern soll das KI-System in 95 Prozent aller Fälle richtigliegen. Die aktuellen Noten haben bei der Beurteilung mehr Gewicht als Alter oder Herkunft.
Bei Problemen helfen
Laut Wigger soll das System Studierende nicht entmutigen oder gar vorzeitig von der Uni wegschicken. Potenzielle Abbrecher könnten früh identifiziert und angesprochen werden. Womöglich benötigten sie Unterstützung.
Das gilt insbesondere für jene Studierende, die Gefahr laufen, nach vielen Semestern ohne Abschluss dazustehen. "Die Gefahr ist, dass Betroffene viel zu lange unter dem Radar bleiben", sagt Wigger.
Bislang mangelt es laut Wigger noch an der Bereitschaft, Geld in die Implementierung der Technologie zu investieren. Neben dem Algorithmus bräuchte es Mitarbeiter, die nach der KI-Diagnose das Gespräch mit den potenziellen Abbrechern suchen.