Wie regelt die Gesellschaft den Umgang mit Künstlicher Intelligenz? Mustafa Suleyman, Mitgründer von Googles KI-Unternehmen Deepmind, fordert ethische Grundlagen und mehr Verantwortungsbewusstsein der Tech-Branche.
In einem Gastbeitrag bei Wired prognostiziert Suleyman, dass die Debatte um Ethik und Künstliche Intelligenz das Jahr 2018 bestimmen wird. Er sieht einen sich entwickelnden Konsens, dass die Erfinder neuer Technologien auch Verantwortung für diese übernehmen müssten in Hinblick auf Ungleichheit, Ungerechtigkeit und Vorurteile.
Noch verfalle der Tech-Sektor häufig in zu einfache Denkmuster, bei denen komplexe Werturteile auf einfache Metriken heruntergebrochen würden, solche die erfasst, gemessen und optimiert werden können.
"Es ist viel einfacher, Likes zu zählen, als zu verstehen, was es eigentlich bedeutet, gemocht zu werden und wie sich das auf das Selbstvertrauen auswirkt", schreibt Suleyman und nimmt Facebooks Interaktionsmodell und die angeschlossene Werbeindustrie aufs Korn. Die Aufmerksamkeitsökonomie lenke die Menschen mit mächtigen Methoden ab, nur für den eigenen Profit. Dies ginge auf Kosten der Zeit und des Wohlbefindens aller Nutzer.
Für gesellschaftlichen Fortschritt benötige es neue Mechanismen für die Entscheidungsfindung und die öffentliche Debatte. Laut Suleyman erfordert das einen radikalen Wandel der Tech-Branche in Hinblick auf das Verantwortungsdenken.
Der Glaube an den guten Kern der Tech-Branche
Doch Suleyman sieht das Gute in vielen Tech-Arbeitern, die den ehrlichen Anspruch hätten, die Welt zu verbessern. Speziell Künstliche Intelligenz berge das Potenzial, extrem komplexe Herausforderungen zu meistern, die die menschliche Existenz bedrohen: Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit oder eine globale Gesundheitsversorgung für eine wachsende Erdbevölkerung. Ignoriere man diese Probleme, könnten sie "in ungeahntem Ausmaß" Schaden anrichten.
"Glücklicherweise gibt es Entwicklungen bei Künstlicher Intelligenz, die uns helfen können, diese Herausforderungen zu adressieren", schreibt Suleyman.
Im gleichen Moment sei es eine soziale und ökonomische Herausforderung, KI-Technologien in die Gesellschaft zu integrieren. Sie könnten die ökonomische Ungleichverteilung verbessern oder verschlechtern. Vorurteile könnten transparent gemacht oder verstärkt werden.
Partnerschaften zwischen KI-Unternehmen wie Deepmind und Non-Profit-Organisationen wie AI Now, Time Well Spent oder der US-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union sollen dabei helfen, dass Künstliche Intelligenz dem Wohle der Gesellschaft dient. "Damit das gelingt, müssen wir die sozialen Konsequenzen von KI sehr gründlich untersuchen", schreibt Suleyman.
Gute Intentionen alleine reichten nicht aus: "Wir müssen die harte, praktische und chaotische Arbeit machen und herausfinden, was ethische Künstliche Intelligenz bedeutet." Wenn das gelinge, so Suleyman, könnten die Konsequenzen für die Menschheit und den Planeten "transformativ" sein. Derzeit seien alle Optionen offen.