Die Fähigkeit von Maschinen, die Umgebung ähnlich wie ein Mensch zu erkennen, treibt die nächste Generation Computer-Interaktion an. Intel stellt jetzt einen neuen Chip vor, der speziell für das maschinelle Sehen optimiert ist.
Vergangenen Herbst übernahm Intel die Computer-Vision-Spezialisten von Movidius. Vor der Übernahme kooperierte Movidius unter anderem eng mit Google, steuerte zum Beispiel die Prozessoren für frühere Entwicklerversionen der Augmented-Reality-Plattform Project Tango bei.
Die Übernahme durch Intel zahlt sich nun in Form eines neuen Prozessors aus: Der Myriad X ist eine Weiterentwicklung des Anfang 2016 vorgestellten Myriad 2 und auf Berechnungen im Bereich des maschinellen Sehens optimiert. Der neue X-Chip soll bis zu vier Billionen Befehle pro Sekunde verarbeiten können, der Myriad 2 schaffte bis zu anderthalb Billionen.
Der neue Chip ist klein und energiesparend und als ergänzender Computer-Vision-Prozessor speziell für mobile Endgeräte gedacht. In Frage kommen Drohnen, Smartphones, Roboter und natürlich autarke VR- und AR-Brillen. Letztgenannte profitieren von dem Chip insbesondere bei fortschrittlichen Verfahren für das Inside-Out-Tracking, also der Orientierung im Raum ohne externe Sensoren.
Dieses Raumtracking funktioniert zwar auch mit herkömmlichen Prozessoren und Smartphone-Kameras - Apples ARKit oder Googles ARCore beweisen das. Werden diese Computer-Vision-Befehle jedoch auf Standardprozessoren ausgeführt, sind diese schnell ausgelastet und kämpfen mit der hohen Abwärme. Es bleibt wenig Leistung über, um den eigentlichen Inhalt zu berechnen.
Der Myriad X sorgt dafür, dass diese aufwendigen Berechnungen schneller und verlässlicher sind und den Akku nicht so schnell leer saugen.
Mehr Rechenleistung für Objekterkennung
Die erhöhte Rechenleistung des Myriad X schafft zusätzliche Kapazitäten für eine fortschrittliche Objekterkennung. So könnte der neue Chip beispielsweise nicht mehr nur erkennen, ob sich eine Person auf einem Bild befindet, sondern zusätzlich analysieren, welches Geschlecht oder Alter die Person hat.
Im Optimalfall funktionieren diese Bildanalysen selbstlernend, sodass die Bilderkennung bei wiederholter Nutzung effizienter arbeitet. Für genau diesen Zweck bietet der Myriad X zusätzlich eine "Neural Compute Engine", die sich maschineller Lernverfahren bedient. Weitere Daten zu den technischen Spezifikationen des Myriad X stehen auf der offiziellen Webseite.
Zu Preis und Verfügbarkeit des neuen Chips liegen noch keine Informationen vor. Der Vorgänger Myriad 2 soll weiterhin von Herstellern verbaut werden.
Der X-Chip könnte ein Kandidat für Intels Mixed-Reality-Brille Alloy sein, die eigentlich in diesem Jahr erscheinen sollte, um die es zuletzt aber eher still wurde.