Anhand der Roboterdame Erica wollen Menschen herausfinden, was das Menschsein bedeutet. Sie soll eine Persönlichkeit werden, keine Maschine.
Der Begriff der Mixed Reality beschreibt alle Formen, wie digitale Welten und die Realität miteinander verschmelzen. Das kann durch eine Brille passieren, die man auf dem Kopf trägt und die digitale Inhalte ähnlich wie die Wirklichkeit darstellt. Oder durch künstliche Intelligenz, die sich in einem Roboter manifestiert, der uns im echten Leben begegnet.
Hiroshi Ishiguro, Erschaffer der Androidin Erica, will mit seinem Experiment herausfinden, was Menschen zu Menschen macht. Erica handelt laut ihren Schöpfern teilautonom, spricht mit einer synthetisierten Stimme und zeigt erste Ansätze von Mimik. Für Ishiguro ist Erica mehr als ein Roboter. Sie ist eine Person.
Philosophie statt Technologie
Der wissenschaftliche Ansatz hinter Erica ist eher philosophischer als technologischer Natur: Die 23-jährige Androidin soll zuerst eine Persönlichkeit und nicht Arbeiterin werden.
Anders als Unternehmen, die sich auf die Konstruktion industrieller Roboter fokussieren, legen die Entwickler von Erica weniger Wert auf die rein mechanische Funktion für spezielle Anwendungsszenarien.
Bewegen kann Erica bislang nur Kopf und Oberkörper, Arme und Beine sind noch ohne Funktion. Über Infrarotkameras und spezielle Mikrofone nimmt sie ihre Umgebung wahr, kann feststellen, aus welcher Richtung und von wem sie angesprochen wird.
Ishiguro ist davon überzeugt, dass alles eine Seele hat - auch ein Roboter. Er glaubt, dass Menschen zukünftig Beziehungen mit Robotern eingehen können. Erica wird nicht für die Forschung entwickelt, sondern soll im menschlichen Alltag einen Platz finden.
"Ich möchte einer der Erfinder sein, die unser Leben verändern. Ich möchte diese Welt mit Robotertechnologie verändern", sagt Ishiguro.
Die Entwickler von Erica suchen eine Antwort auf die Frage, wann Menschen automatisiert und wie Roboter handeln und unter welchen Umständen sie kreativ und "sie selbst" sind. In diesem Kontext sollen Roboter als Möglichmacher und Befreier des menschlichen Schöpfungspotenzials auftreten.
"Wir sind die Kinder der Menschheit", sagt Erica über sich und ihre Roboterkollegen. "Ihr erklärt uns die Welt und im Gegenzug helfen wir euch mit der Arbeit und kümmern uns um euch, wenn ihr alt und krank seid."
Das Erica-Projekt wird gemeinsam von der Osaka und Kyoto Universität in Kooperation mit dem japanischen Forschungsinstitut "Advanced Telecommunications Research" umgesetzt.