Der Physiker Stephen Hawking wird heute 75 Jahre alt. Seit Jahren macht er darauf aufmerksam, dass künstliche Intelligenz die Menschheit vor neue Herausforderungen stellt - und möglicherweise zu deren Auslöschung führt. Könnten Virtual und Augmented Reality den Konflikt verhindern?
Auf der CES 2017, der weltweit größten Computermesse, ist die Künstliche Intelligenz in diesen Tagen ein beherrschendes Thema. Vom spielerischen Miniroboter bis hin zu KI-gestützten Arbeitsprozessen - künstliche Gehirne sollen in Zukunft in allen Lebensbereichen eine wichtige Rolle spielen.
"Die Computer werden irgendwann in den kommenden hundert Jahren mit ihrer künstlichen Intelligenz den Menschen übertreffen", zitiert die FAZ Stephen Hawking. Der Wissenschaftler sieht in dieser Entwicklung weniger eine Chance, sondern eine Bedrohung.
Abseits von negativen ökonomischen und gesellschaftlichen Folgen glaubt Hawking, dass Roboter die Menschheit schlichtweg auslöschen könnten. Seiner Prognose fügt er hinzu: "Das wird das größte Ereignis in der Geschichte der Menschheit werden – und möglicherweise auch das letzte."
Hat die Menschheit eine Antwort?
Der steinreiche Startup-Investor Sam Altman (Jahrgang 1985) aus dem Silicon Valley glaubt, dass der Wettstreit zwischen Mensch und Maschine nur auf eine Art enden kann: entweder entstehen hybride Lebewesen, halb Mensch, halb Maschine - oder es gibt Krieg.
Der kennt aufgrund der Überlegenheit maschineller Intelligenz nur ein mögliches Resultat: Die Vernichtung der Menschheit. "Wir müssen die Menschheit upgraden", lautet daher Altmans Schlussfolgerung. Die Verschmelzung zwischen Mensch und Maschine, sagt Altman mit Hinweis auf sein Smartphone, habe bereits begonnen.
Der Hinweis ergibt Sinn: Das kleine Gerät ist zwar lange kein Hirnimplantat, das Menschen in einen Cyborg verwandelt, aber es erweitert die Fähigkeiten zu Kommunikation, Navigation oder Information signifikant. Es ist wie ein zweites Gehirn in der Hosentasche, personalisiert für die Bedürfnisse des Besitzers. Mit dem Smartphone in der Hand sind Menschen in vielen Situationen fähiger.
Aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Virtual und Augmented Reality - das sind Computer und Interfaces, die Realität und digitale Welt eins machen - könnten bereits fortschrittlichere Versionen des von Altman geforderten Tech-Upgrades darstellen. Sie verändern, wie Menschen mit Computern kommunizieren und digitale Inhalte wahrnehmen und erschaffen.
Maschinen werden zum Mittelpunkt für Intelligenz und technische Fähigkeiten auf diesem Planeten, sie sind schneller als Menschen. Das macht mir Sorgen.Rony Abovitz, Gründer von Magic Leap
So sieht es Magic-Leap-Gründer Rony Abovitz. Sein Unternehmen arbeitet an einer hochwertigen Augmented-Reality-Technologie, die Abovitz als potenziellen Abwehrmechanismus gegenüber maschineller Dominanz beschreibt.
Die grundlegende Vision von Magic Leap sei es, so Abovitz, dass die Technologie Menschen dazu befähigt, Höchstleistungen zu vollbringen. Menschen müssten sich in der Zukunft gegenüber Maschinen und künstlicher Intelligenz behaupten, indem sie ihr Können technisch erweitern. "Was wir bauen, soll deine Fähigkeiten verstärken", schreibt Abovitz im Blog des Unternehmens.
Die VR- und AR-Brille als erstes Bauteil des Cyber-Menschen
Womöglich ist es kein Zufall, dass man mit VR- und AR-Brille auf dem Kopf ein Stück seiner Menschlichkeit aufgibt und optisch eher an einen Cyborg erinnert, der aus Hollywoods neuestem Sci-Fi-Epos entflohen ist.
Unterschwellig dürfte diese soziale Komponente eine große Rolle dabei spielen, wie Menschen die neue Technologie erfahren. Das fällt besonders dann auf, wenn die VR-Brille bei öffentlichen Vorführungen nicht nur Begeisterung, sondern auch skeptische Ablehnung erfährt.
Wer regelmäßig Menschen und die virtuelle Welt zusammenbringt, weiß, dass das Konzept von Virtual und Augmented Reality Einzelnen unheimlich oder gar bedrohlich erscheint.
Doch wer neue Technologie ablehnt, läuft Gefahr, zurückzubleiben. Das sorgt für immenses Konfliktpotenzial, denn wenn sich die grundlegenden körperlichen und sinnlichen Fähigkeiten von Menschen fundamental unterscheiden, wird aus der digitalen Lücke ein virtueller Grand Canyon.
"Die wichtigste Frage der Menschheit ist: Was wollen wir werden?", zitiert die FAZ den israelischen Historiker Yuval Noah Harari.