Digitale Assistenten wie Alexa, Google und Co. könnten zukünftig bei einem Herzinfarkt automatisch den Notarzt rufen. Möglich ist das, weil die Geräte ständig mithören.
Forscher der Universität Washington entwickeln ein audiobasiertes KI-System, das Anzeichen für einen Herzstillstand an der Atmung erkennen können soll. Integriert werden könnte es als Software für digitale Assistenten und smarte Lautsprecher wie Alexa oder den Google Assistant. Der schnelle, automatisierte Hilferuf soll die Überlebenschance von Betroffenen steigern.
Trainiert wurde das System in zwei Schritten: Die für einen Herzinfarkt typische Schnappatmung lernte die KI anhand von 82 Stunden Atemgeräuschen, die aus 729 Notfallanrufen im US-Staat Washington entnommen wurden.
Zusätzlich trainierten die Forscher die KI mit anderen Atemgeräuschen, damit sie nicht Alarm schlägt, wenn man zum Beispiel auf der Couch einschläft und laut schnarcht.
Schnappatmung führt zum KI-Alarm
Nach der Trainingsphase soll das System in 97 Prozent der Fälle Schnappatmung korrekt identifizieren können auf eine Entfernung von bis zu sechs Meter. Bei Tests soll es nur bei bis zu 0,2 Prozent der Fälle zu einem falschen Alarm gekommen sein.
Trotz dieser geringen Fehlerquote soll das System im möglichen Praxiseinsatz erst 15 bis 30 Sekunden eine Warnung abgeben, bevor Alexa und Co. tatsächlich den Arzt holen.
Wann die KI-Software auf den Markt kommt, ist noch nicht bekannt. Laut des Forschungsleiters Justin Chan muss "noch viel Arbeit" erledigt werden, bis sie marktreif ist. Die Kommerzialisierung ist jedenfalls angedacht.
Die menschliche Stimme mittels KI auf gesundheitliche Signale abzuklopfen, ist keine neue Idee: Das dänische Startup Corti arbeitet ebenfalls an einer KI-gestützten Stimmanalyse für Herzinfarkte, die Ersthelfer am Notfalltelefon bei einer schnellen Diagnose unterstützen soll. Das folgende Video zeigt das Corti-System im Einsatz.
Quellen: Aufsatz in NPJ Digital Medicine, Technology Review, Geekwire