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Anthropic hat mit Claude 3.7 Sonnet sein erstes Reasoning-Modell auf den Markt gebracht. Im Gegensatz zu OpenAI setzt das Unternehmen jedoch auf ein hybrides Modell.

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Bei der Entwicklung von Claude 3.7 Sonnet verfolgte Anthropic einen neuen Ansatz: Claude 3.7 Sonnet ein Upgrade von Claude 3.5 Sonnet und kann wie gewohnt direkte Antworten geben. Über den Modus "Extended Thinking" kann das Modell aber auch über seine Antworten nachdenken - Reasoning soll nach Anthropic eine integrierte Fähigkeit von Spitzenmodellen sein. Wie die Reasoning-Modelle von OpenAI generiert Claude 3.7 Sonnet dazu Reasoning-Token. Damit kommt das Unternehmen dem Konkurrenten OpenAI zuvor: Eine ähnliche, vereinheitlichte Architektur hatte CEO Sam Altman kürzlich für GPT-5 angekündigt.

Zusätzlich führt das Unternehmen mit Claude Code ein Kommandozeilen-Tool für agentenbasiertes Programmieren ein. Entwickler können damit direkt über das Terminal umfangreiche Programmieraufgaben an Claude delegieren. Claude Code ist zunächst als limitierte Forschungsvorschau verfügbar.

Nutzer:innen können wählen, wann das Modell normal antworten und wann es vor der Antwort länger nachdenken soll. Im erweiterten Denkmodus reflektiert es, was die Leistung bei Mathematik, Physik, Programmieren und vielen anderen Aufgaben verbessert.

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Über die API können Nutzer:innen auch das "Budget" in Form von Token, also die verwendete Zeit und damit verbundenen Kosten, für das Nachdenken kontrollieren. Bei der Entwicklung hat sich Anthropic nach eigener Aussage auf praxisnahe Aufgaben konzentriert, die widerspiegeln, wie Unternehmen LLMs tatsächlich einsetzen.

Verbesserte Programmier-Fähigkeiten und Debugging

Erste Tests zeigten laut Anthropic eine Führungsrolle von Claude bei praxisnahen Programmieraufgaben. Es sei anderen Modellen bei der Planung von Code-Änderungen und komplexen Aktualisierungen weit überlegen.

Vergleichstabelle: Leistungsmetriken von 7 KI-Modellen (Claude, OpenAI, DeepSeek, Grok) in 8 Kategorien wie Reasoning, Coding und Math.
Besonders bei mathematischem Problemlösen und Multilingual Q&A erreicht das Modell Spitzenwerte von über 90 Prozent, etwa auf Augenhöhe mit den o-Modellen von OpenAI oder DeepSeek-R1. | Bild: Anthropic

Mit Claude ließen sich anspruchsvolle Web-Apps und Dashboards von Grund auf neu erstellen, wo andere Modelle ins Stocken gerieten. In Evaluierungen produzierte Claude durchweg produktionsreifen Code mit überlegenem Design und drastisch reduzierten Fehlern, heißt es im offiziellen Blogbeitrag.

Claude Code als agentenbasiertes Programmier-Tool

Mit Claude Code stellt Anthropic in einer limitierten Forschungsvorschau sein erstes agentenbasiertes Programmier-Tool vor. Claude Code kann Code suchen und lesen, Dateien bearbeiten, Tests schreiben und ausführen, Code zu GitHub committen und pushen und Kommandozeilen-Tools verwenden.

In ersten Tests erledigte Claude laut Anthropic Code Aufgaben, die normalerweise mehr als 45 Minuten manuelle Arbeit erfordern, in einem Durchgang und reduzierte so Entwicklungszeit und -aufwand.

Empfehlung

Anthropic plant, das Tool kontinuierlich zu verbessern, unter anderem durch Erhöhung der Zuverlässigkeit von Tool-Aufrufen, Unterstützung für lang laufende Befehle und Verbesserung des Renderings in der App. Ziel ist es, besser zu verstehen, wie Entwickler Claude zum Programmieren nutzen, um künftige Modellverbesserungen zu steuern.

Weniger überflüssige Ablehnungen

Anthropic hat umfangreiche Tests und Bewertungen von Claude 3.7 Sonnet durchgeführt und mit externen Expert:innen zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass es die Standards für Sicherheit und Zuverlässigkeit erfüllt.

Einen sicheren und verantwortungsbewussten Umgang mit generativer KI hat sich das Unternehmen von Anfang an auf die Fahne geschrieben. Das führt in der Praxis jedoch auch manchmal zu überraschenden und zweifelhaften Beschränkungen, weil Claude eher übervorsichtig mit Prompts umgeht.

Claude 3.7 Sonnet soll jetzt differenziertere Unterscheidungen zwischen schädlichen und harmlosen Anfragen treffen, wodurch unnötige Ablehnungen im Vergleich zum Vorgänger angeblich um 45 Prozent reduziert werden.

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Angeblich noch 2 Jahre bis zu KI-Durchbrüchen

"Claude 3.7 Sonnet und Claude Code sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu KI-Systemen, die die menschlichen Fähigkeiten wirklich erweitern können. Mit ihrer Fähigkeit, tiefgründig zu denken, autonom zu arbeiten und effektiv zusammenzuarbeiten, bringen sie uns einer Zukunft näher, in der KI das, was Menschen leisten können, bereichert und erweitert", schließt Anthropic die Vorstellung der neuen KI-Technologien.

In diesem Jahr würde Claude bereits "Stunden an Arbeit" ersparen, weil es auf einem Level mit menschlichen Expert:innen sei. 2027 werde Claude bereits "bahnbrechende Lösungen für herausfordernde Probleme" finde.

Anthropic stellt auch den Einsatz von Claude für agentische Aufgaben heraus. Hierfür hatte das Unternehmen zuletzt mit Claude Computer Use eine Möglichkeit zur KI-gestützten Steuerung von Software und Betriebssystemen präsentiert.

Zeitleiste 2024-2027: Evolutionsstufen von Claude - von
So sagt Anthropic die mittelfristige Zukunft für Claude voraus. | Bild: Anthropic

Generell scheint sich Anthropic hauptsächlich auf die mittlere Sonnet-Reihe zu fokussieren. Während Sonnet und das kleinere Haiku zuletzt bereits auf Version 3.5 aktualisiert wurden, verbleibt das größte Modell Opus weiterhin auf Versionsnummer 3.

Anthropics Enterprise-Wachstumsstrategie

Die Veröffentlichung von Claude 3.7 Sonnet und Claude Code ist Teil der ehrgeizigen Wachstumsstrategie von Anthropic. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2027 einen Umsatz von bis zu 34,5 Milliarden Dollar zu erreichen - eine enorme Steigerung gegenüber den für 2025 prognostizierten 3,7 Milliarden Dollar.

Besonders im lukrativen API-Geschäft will Anthropic den Konkurrenten OpenAI überholen. Hier strebt das Unternehmen bis 2027 den dreifachen Umsatz von OpenAI an. Dieses Jahr soll auch den Wendepunkt markieren, ab dem Anthropic profitabel arbeitet.

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Die neuen Claude-Modelle mit ihren fortschrittlichen Reasoning- und Programmierfähigkeiten spielen eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung dieser Pläne. Anthropic setzt darauf, mit Claude vor allem im Enterprise-Bereich zu punkten und Unternehmen mit maßgeschneiderten KI-Lösungen zu überzeugen.

Claude 3.7 Sonnet ist ab sofort auf allen Claude-Plänen verfügbar, von der kostenlosen bis zur Enterprise-Version, ebenso über die Anthropic API, Amazon Bedrock und Google Cloud Vertex AI. Der erweiterte Denkmodus ist auf allen Oberflächen außer der kostenlosen Claude-Version nutzbar. Die Preise bleiben unverändert.

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Zusammenfassung
  • Anthropic bringt mit Claude 3.7 Sonnet ein hybrides KI-Modell auf den Markt, das sowohl schnelle Antworten geben als auch ausführlich Schritt für Schritt denken kann. Nutzer können wählen, wann das Modell normal antworten und wann es länger nachdenken soll, was die Leistung bei komplexen Aufgaben verbessert.
  • Claude 3.7 Sonnet zeigt in Tests eine Führungsrolle bei praxisnahen Programmieraufgaben. Es produziert durchweg produktionsreifen Code mit überlegenem Design und reduzierten Fehlern. Mit dem Kommandozeilen-Tool Claude Code können Entwickler umfangreiche Programmieraufgaben direkt über das Terminal an Claude delegieren.
  • Die Veröffentlichung ist Teil von Anthropics ehrgeiziger Wachstumsstrategie, die darauf abzielt, bis 2027 einen Umsatz von bis zu 34,5 Milliarden Dollar zu erreichen. Besonders im lukrativen API-Geschäft will Anthropic den Konkurrenten OpenAI überholen und setzt dabei auf fortschrittliche Reasoning- und Programmierfähigkeiten von Claude.
Quellen
Jonathan ist Technikjournalist und beschäftigt sich stark mit Consumer Electronics. Er erklärt seinen Mitmenschen, wie KI bereits heute nutzbar ist und wie sie im Alltag unterstützen kann.
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