In drei oberfränkischen Städten sind künftig autonom fahrende Busse unterwegs. Wie werden die Robo-Taxis eingesetzt?
Oberfranken wird zur Modellregion für autonomes Fahren. Drei Städte werden mit selbstfahrenden Shuttle-Bussen ausgestattet und erproben verschiedene Anwendungsfälle. Gefördert wird das Forschungsprojekt vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI).
Autonomes Fahren in Deutschland: neue Tests trotz Gesetzesrückschlag
Erst kürzlich musste das BMVI um Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer einen empfindlichen Rückschlag einstecken. Der eingereichte Gesetzesentwurf zum autonomen Fahren wurde vom Bundesjustizministerium (BMJV) abgelehnt.
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Das zentrale Problem sei laut BMJV der Datenschutz gewesen. Der Entwurf sieht unter anderem vor, dass persönliche Bewegungsdaten wie gefahrene Routen und Standorte auf Anfrage an das Bundeskriminalamt und den Verfassungsschutz weitergeleitet werden könnten. Eine derartige Datenübermittlungsregelung widerspreche laut BMJV der Datenschutzgrundverordnung.
Zudem müsse die Verfügungsgewalt ausschließlich bei den Fahrzeughaltern liegen. Autobauer dürften nicht ohne Zustimmung Daten entnehmen. Das Gesetz hätte selbstständig fahrende Kraftfahrzeuge in den Regelverkehr bringen sollen. Autonome Liefer- und Personenfahrten wären schon ab Mitte des Jahres ohne Sicherheitsfahrer möglich gewesen.
Modellregion Oberfranken: Probelauf zum fahrerlosen Auto
Das Projekt Shuttle-Modellregion Oberfranken (SMO) soll zu diesem Zweck Forschungsarbeit leisten. In der Hofer Innenstadt ist eine zentrale Leitstelle für die autonome Shuttle-Flotte geplant. Damit wollen sich die Verantwortlichen auf das selbstständige Fahren ohne Sicherheitsfahrer vorbereiten.
Derzeit ist ein sogenannter „Operator“ in autonom fahrenden Kraftfahrzeugen gesetzlich vorgeschrieben. Der muss in Notsituationen sofort eingreifen können. In den in Oberfranken eingesetzten Shuttle-Bussen geschieht das per Touchdisplay und Joystick. Ein gewöhnliches Cockpit mit Lenkrad ist dort nicht verbaut.
Der US-Bundesstaat Kalifornien erlaubte es der General Motors-Tochter Cruise schon Ende 2020 auf einen Sicherheitsfahrer hinter dem Lenkrad zu verzichten. Mit einer zentralen Leitstelle in Hof will das Projekt SMO eine ähnliche Fernsteuerung ihrer Shuttle-Busse erproben und weiterentwickeln.
Der Operator könnte dadurch vom Fahrzeug in einen Steuerungsraum wandern und im Bedarfsfall per Teleoperation eingreifen. Wie die Verbindung über Funk aussehen könnte, wurde letztes Jahr in Stockholm getestet. Dort kamen autonome Fahrzeuge mit 5G-Verbindung zum Einsatz. Das „5G-Ride“ war über ein speziell eingerichtetes 5G-Netzwerk mit einem Kontrollzentrum verbunden.
So werden die autonomen Shuttle-Busse eingesetzt
Das Projekt wird auch zur Weiterentwicklung von Algorithmen zur Umgebungserkennung genutzt. Künftig will man neuronale Netze mit den durch Sensoren gewonnenen Daten trainieren. Künstliche Intelligenz (Guide) soll für eine sichere Erkennung von Fußgängern, Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern sorgen.
Nach erfolgreichen Testfahrten im Herbst letzten Jahres starteten die autonomen Shuttlebusse ihre Regelfahrten am 13. Januar. In drei oberfränkischen Städten werden insgesamt sechs Kleinbusse des französischen Herstellers Navya in verschiedenen Anwendungsfällen eingesetzt.
In Rehau kommen die Shuttle-Busse im Werksverkehr der REHAU AG + Co. zum Einsatz. Ein drei Kilometer langer Rundkurs in Kronach soll vor allem den Tourismusverkehr unterstützen. In Hof werden Anbindungsfahrten vom Bahnhof zur Innenstadt durchgeführt.
Das Forschungsprojekt soll bis Ende 2021 laufen. Die Fördermittel des Bundes belaufen sich auf zwölf Millionen Euro. Beteiligt sind neben den jeweiligen Städten und Landkreisen die Hochschulen Hof und Coburg, die Technische Universität Chemnitz, die Deutsche Bahn, Valeo und das Unternehmen Nuts One.
Titelbild: In-Vision.de, Quelle: Nuts One GmbH