Handelsdaten zeigen, dass eine indische Pharmafirma trotz westlicher Sanktionen über 1.100 Hochleistungsserver mit leistungsstarken Nvidia- und AMD-Chips für KI nach Russland exportiert hat.
Laut einer Recherche von Bloomberg exportiert die indische Pharmafirma Shreya Life Sciences trotz westlicher Sanktionen Dell-Server mit leistungsstarken Nvidia- und AMD-Chips für Künstliche Intelligenz nach Russland. Handelsdaten zeigen, dass Shreya von April bis August 2024 über 1.100 Hochleistungsserver im Wert von 300 Millionen Dollar an zwei russische Handelsunternehmen lieferte.
Die Server enthalten Nvidias H100-Chips und stehen auf der Liste der Güter, die von den USA und der EU sanktioniert wurden. Indien sieht die Exporte als legal an.
Shreya ist stark auf Russland angewiesen. Zwischen 2011 und 2013 lieh sich das Unternehmen 86 Millionen Dollar von der später sanktionierten Promsvyazbank in Moskau. Das Geld wurde genutzt, um Anteile an Shreyas Moskauer Tochtergesellschaft zu erwerben, die wiederum die Einfuhr von Pharmaprodukten aus Indien bezahlte. Der Kredit half Shreya, über Wasser zu bleiben, da ein Großteil der Produkte an die eigene Tochter ging.
2018 wurde die Promsvyazbank zum Hauptfinanzierer der russischen Rüstungsindustrie. Sie erlaubte Shreya, Rückzahlungen immer wieder aufzuschieben. 2022-23 schuldete Shreya der Bank 85 % seiner Verbindlichkeiten von 7,6 Milliarden Rupien (etwa 83 Millionen Euro). Vor diesem Hintergrund stieg Shreya in den Technologieexport ein und weitete ihn im Kriegsverlauf aus. Laut Bloomberg ist Indien inzwischen nach China der zweitgrößte Lieferant von sanktionierter Technologie für Russland.
Malaysische Handelsdaten deuten laut Bloomberg darauf hin, dass die Server ursprünglich von dort stammen. Dell, Nvidia und AMD erklären, sich an Exportkontrollen zu halten. Shreya reagierte nicht auf Anfragen von Bloomberg.
Die Funde zeigen Lücken in den Versuchen des Westens, Russlands Zugang zu Dual-Use-Technologie zu unterbinden. Shreya begann im September 2022 mit dem Export von Computerhardware nach Russland. Zunächst belieferte das Unternehmen die später von den USA sanktionierten Firmen Lanprint und Silkway, stellte die Geschäfte mit ihnen aber zwei Monate vor den Sanktionen ein.
Trotz US-Exportverboten floriert Handel mit KI-Chips in China
Recherchen der New York Times, Reuters und Financial Times zeigten kürzlich zudem, dass auch in China trotz US-Exportverboten für fortschrittliche KI-Chips ein reger Handel mit den Chips stattfindet, primär von Nvidia. Reporter fanden in Shenzhen Dutzende Anbieter, die teils Geschäfte im Wert von über 100 Millionen Dollar abwickeln.
Auch mehr als ein Dutzend staatliche Organisationen in China, darunter militärnahe, kauften laut den Recherchen gesperrte Chips. Diese wurden auch für chinesische Forschung zu Nuklearwaffen, Torpedos und Tarnkappenjägern genutzt. Beteiligte Unternehmen umgehen die Restriktionen durch neue Partnerschaften und Auslandstöchter.
Die im September 2022 eingeführten Exportbeschränkungen sollen verhindern, dass China, Russland und Iran fortschrittliche KI-Chips erhalten, die Durchbrüche ermöglichen könnten, insbesondere für militärische Anwendungen.