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Chinas KI-Offensive in Xinjiang beruht offenbar auf der Hoffnung auf Schmuggelware.

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„Es passiert“, sagte Jeffrey Kessler, Handelsunterstaatssekretär für Industrie und Sicherheit im US-Handelsministerium, über den Schmuggel verbotener Nvidia-Chips nach China laut Bloomberg. „Das ist eine Tatsache.“

Damit widersprach Kessler direkt Nvidia-CEO Jensen Huang, der wenige Wochen zuvor erklärt hatte: „Es gibt keinen Beweis für eine Umleitung von KI-Chips.“ Kesslers Aussage deutet an, dass Washington mittlerweile von einer systematischen Unterwanderung der Exportkontrollen ausgeht.

Laut einer Recherche von Bloomberg sollen 39 geplante Rechenzentren in Xinjiang und Qinghai insgesamt mehr als 115.000 Nvidia H100- oder H200-Chips einsetzen – beides Modelle, deren Export in die Volksrepublik seit 2022 ohne US-Lizenz verboten ist. Die Projektunterlagen geben jedoch keinerlei Auskunft darüber, wie die Unternehmen an die gesperrte Hardware gelangen wollen.

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Ein besonders ambitioniertes Projekt stammt von Nyocor, einem chinesischen Energieunternehmen, das in der ersten Ausbaustufe 250 H100-Server installieren will – das entspricht rund 2.000 Nvidia-Chips. Die Server sollen unter anderem an Infinigence AI vermietet werden, eine Firma, die laut eigenen Angaben Rechenleistung so verfügbar machen will wie Strom oder Wasser.

Keine Belege für Schmuggel, aber die Bauprojekte gehen weiter

Rund 70 Prozent der geplanten Rechenleistung sollen laut Bloomberg in einem einzigen, von lokalen Behörden geförderten Rechenzentrumskomplex in Xinjiang gebündelt werden. Dieser Mega-Standort entsteht am Rand der Wüste Gobi in der Nähe von Yiwu und soll mit Tausenden Hochleistungs-GPUs ausgestattet werden. Die lokale Regierung lockt Investoren mit kostenlosen Stromkontingenten, Betriebssubventionen und weiteren Anreizen. Die günstige Energieversorgung basiert dabei vor allem auf Wind-, Solar- und Kohlekraft aus der Region, gepaart mit kühlem Wüstenklima, was die Betriebskosten zusätzlich senkt.

Bloomberg konnte keine Belege für eine zentrale Beschaffung dieser Mengen finden, doch US-Ermittlungen und Berichte über immer ausgefeiltere Schmuggelnetzwerke – etwa über Malaysia oder unter lebenden Hummern versteckt – deuten darauf hin, dass China trotz der Exportkontrollen auf Umgehungsstrategien setzt. Nvidia selbst lehnt jede technische Unterstützung für illegale Produkte ab und hält großangelegte Schmuggeloperationen für „geschäftlich und technisch unsinnig“. Die von Bloomberg identifizierten Projekte in Xinjiang bauen dennoch weiter – als ginge man davon aus, dass die Chips irgendwie schon kommen werden.

Trotz massiver Investitionen und staatlicher Förderung ist es China bisher nicht gelungen, international konkurrenzfähige KI-Chips in der Spitzenklasse zu entwickeln. Am nächsten kommt diesem Ziel Huawei mit dem Ascend 910C, der nach Analysteneinschätzung etwa ein Jahr hinter Nvidias China-Chip H20 liegt. Der kommende 910D soll dann Nvidias H100 übertreffen, aber mehr Strom benötigen.

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Zusammenfassung
  • Laut dem US-Handelsministerium gelangen trotz Exportverbot weiterhin Nvidia-Hochleistungs-Chips nach China, was auf systematische Umgehung der Exportkontrollen hindeutet.
  • In Xinjiang und Qinghai sind laut Bloomberg 39 neue Rechenzentren mit über 115.000 Nvidia H100- oder H200-Chips geplant, obwohl unklar ist, wie die Unternehmen an die gesperrte Hardware kommen wollen.
  • Während Bloomberg keine Belege für die zentrale Beschaffung der Chips fand, deuten US-Ermittlungen und Berichte über Schmuggelnetzwerke darauf hin, dass trotz Exportbeschränkungen weiter am Ausbau der KI-Infrastruktur gebaut wird.
Quellen
Max ist leitender Redakteur bei THE DECODER. Als studierter Philosoph beschäftigt er sich mit dem Bewusstsein, KI und der Frage, ob Maschinen wirklich denken können oder nur so tun als ob.
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