Polizeibehörden testen Boston Dynamics Roboterhund Spot auf Amerikas Straßen. Doch dort regt sich Widerstand.
Nach nahezu drei Jahrzehnten Forschung und Entwicklung ging im Sommer 2020 der erste Roboter von Boston Dynamics in den Verkauf. Das Unternehmen verkauft den Roboterhund Spot als „Mobilitätsplattform“: Beispielsweise hütet er Schafe in Neuseeland oder trägt Ärzte virtuell zu Covid-19-Patienten.
Abseits solcher Experimente soll der 75.000 US-Dollar teure Roboter etwa Baustellen oder Industrieanlagen ablaufen und dem Mensch Informationen liefern. In den Nutzungsrichtlinien heißt es, dass Spot nicht zur Schädigung oder Einschüchterung von Menschen oder Tieren eingesetzt werden dürfe.
Das hindert Kritiker nicht daran, Bedenken bezüglich der Sicherheit und eines möglichen Missbrauchs des Roboters zu äußern. Kürzlich ließ etwa das Internetkollektiv MSCHF einen Spot mit Paintball-Werfer in einer Kunstgalerie von der Leine. Internetbesucher konnten Spot fernsteuern und mit dem Paintball-Werfer um sich schießen.
MSCHF wollte damit vor ferngesteuerten Kriegshunden warnen, die fester Bestandteil des Militärs und der militarisierten Polizei werden könnten.
Hand-to-Robot-Combat
Bisher gibt es keine Berichte über Roboterhundegewalt. Doch falls sich das mal ändert - wie könnte man sich gegen Spot wehren? Ein Twitter-Nutzer hat einige Nahkampf-Tipps parat, die er sich auf Basis der Anleitung zusammenreimte.
"Wenn Sie oder jemand in der Nähe von einem Polizei-Spot-Roboter brutal behandelt werden und eine Hand unter Spot bekommen können, greifen Sie diesen Griff und ziehen Sie ihn nach vorne. Dies löst die Batterie aus und schaltet den Roboter sofort aus. Halten Sie Ihre Hände von den Gelenken fern, Spot wird Ihre Finger zerquetschen."
PSA: if you or someone nearby are being brutalized by a police Spot robot and can get a hand or something underneath, grab this handle and yank it forward. This releases the battery, instantly disabling the robot.
Keep your hands away from joints, Spot WILL crush your fingers. https://t.co/bMyEKmpS7R pic.twitter.com/vw8WDMWDAD
— Len the sleep paralysis demon (@LenKusov) February 24, 2021
Alternativ könne man Spots Kamera-Augen mit Klebeband, einer Jacke oder Tüte blockieren, per Knopf auf der Rückseite die Motoren lösen, wenn man denn hinter Spot gelangt, oder das Funksignal des Android-Steuergeräts blockieren.
If you're feeling creative, and can prepare beforehand, Spot is literally just controlled with an Android tablet. In manual (as in, non-autonomous) mode, Spot is literally just communicating over Wifi.
A WiFi jammer based on an ESP2866 is $40 on Amazon, just sayin. pic.twitter.com/GlY92fsAtt
— Len the sleep paralysis demon (@LenKusov) February 24, 2021
Spot im Einsatz bei Polizei und Militär
Tatsächlich testete die Polizei von Massachusetts Spot bereits im Oktober 2019, die US Air Force im September 2020 und erst vor wenigen Tagen zeigte sich Spot erneut als Begleiter der New Yorker Polizei.
Doch Spot diente in allen Fällen als Aufklärungsroboter – und nicht als ferngesteuerte Gewaltmaschine.
Beim jüngsten Einsatz in New York wurde der Roboter zu einem Tatort eines Hausfriedensbruchs geschickt, um mit einer montierten Kamera die Situation ohne Gefahr für einen menschlichen Polizisten zu überprüfen.
Im Oktober half Spot, einen verbarrikadierten Schützen zu lokalisieren. So eingesetzt, schützt der Roboter Menschen, statt ihnen zu schaden.
Titelbild: Boston Dynamics (Youtube-Screenshot, eigene Bearbeitung)