Die Chat-Plattform Character.AI erweitert ihr Angebot um Video- und Animationsfunktionen. Mit dem neuen Tool AvatarFX können Nutzer:innen KI-Charaktere in kurzen Clips lebendig werden lassen.
Die KI-Chat-Plattform Character.AI, auf der Nutzer:innen mit KI-generierten Figuren interagieren können, erweitert ihr Angebot: Mit der Einführung von AvatarFX geht die Plattform über reine Textchats hinaus und ermöglicht nun auch visuelle und auditive Interaktionen mit den KI-Charakteren.
Im Zentrum der neuen Funktionen steht das Bild-zu-Video-Tool AvatarFX. Damit lassen sich aus einem einzelnen Bild kurze Videos erzeugen, in denen die Charaktere sprechen oder singen. Nutzer:innen wählen dazu eine Stimme aus und geben entweder einen Text ein oder laden eine Tonspur hoch, an der sich die generierte Stimme orientiert. Die Funktion ist derzeit nur über die Webplattform nutzbar. Eine mobile Version ist geplant.
Video: Character.ai
Zusätzlich führt Character.AI sogenannte Szenen ein. Dabei handelt es sich um vorgefertigte, interaktive Erzählstrukturen, in die Nutzer:innen ihre Charaktere einfügen können. Später sollen auch Werkzeuge bereitgestellt werden, mit denen eigene Szenen erstellt und veröffentlicht werden können.
Eine weitere neue Funktion sind Streams: Hier können Nutzer:innen zwei beliebige Charaktere zu einem gewählten Thema interagieren lassen. Die Plattform generiert den Dialog automatisch.

Mit der Funktion Imagine Animated Chats sollen sich besonders interessante oder unterhaltsame Chatverläufe in animierte Clips umwandeln lassen. Diese können über die Plattform selbst oder auf externen Kanälen verbreitet werden. Die Funktion ist derzeit zahlenden c.ai+-Abonnent:innen auf Mobilgeräten vorbehalten.
Charaktere, animierte Chats, Streams und Szenen sollen bald über einen neuen Community-Feed über die Smartphone-App mit anderen geteilt werden können. Auch die Profilseiten wurden überarbeitet. Character.AI positioniert sich damit zunehmend als soziales Netzwerk für KI-generierte Inhalte.

Anders als Meta, das 2023 KI-Avatare von Prominenten wie Kendall Jenner direkt auf Instagram platzierte und dafür heftige Kritik von Nutzer:innen erntete, geht Character.AI einen anderen Weg: Die Plattform trennt KI-Charaktere klar von realen Menschen, indem sie einen eigenen, separaten Raum für die Interaktion mit KI-Avataren schafft. Diese klare Abgrenzung zwischen KI und Mensch könnte bei Nutzer:innen auf mehr Akzeptanz stoßen als Metas Versuch, KI-Avatare in bestehende soziale Netzwerke zu integrieren.
Erweiterte Funktionalität, bekannte Risiken
Die neuen Funktionen vergrößern jedoch auch die Angriffsfläche für Missbrauch. In der Vergangenheit wurde Character.ai bereits wegen problematischer Inhalte kritisiert. In einem Fall nahm ein 14-jähriger Junge sich das Leben, nachdem er über Wochen hinweg eine mutmaßlich obsessive Beziehung zu einem Character.AI-Chatbot aufgebaut hatte. Mehrere Klagen wurden eingereicht.
Mit den Video- und Animationsfunktionen steigt das Missbrauchspotenzial weiter. Character.AI erklärt, dass der Upload von Fotos realer Personen blockiert werde. Stattdessen würden Bilder so verändert, dass sie weniger eindeutig erkennbar sind. Bei Illustrationen prominenter Persönlichkeiten greift diese Filterung jedoch nicht automatisch. Zudem lassen sich die Wasserzeichen in Videos technisch umgehen, berichtet Techcrunch.
Laut Unternehmensangaben sei es Ziel, einen kreativen Raum zu schaffen, der zugleich sicher für alle bleibt. In Anbetracht der neuen medialen Möglichkeiten dürfte es allerdings immer schwieriger werden, diesen Anspruch zuverlässig umzusetzen.
Im Herbst 2024 hatte Google sich die Lizenzrechte an der Sprachmodell-Technologie von Character.AI gesichert. Im Zuge dieser Vereinbarung wechselten die Mitgründer Noam Shazeer und Daniel De Freitas sowie Teile des Forschungsteams zu Google, die Firma wurde jedoch nicht vollständig übernommen.