Chinas neue Chip-Quote: Fabriken müssen zur Hälfte heimische Ausrüstung nutzen
Kurz & Knapp
- China verlangt von Chipherstellern, die staatliche Genehmigungen für neue Fabriken beantragen, dass mindestens 50 Prozent der Ausrüstung von heimischen Herstellern stammt – langfristig strebt Peking 100 Prozent an.
- Die Vorgabe zeigt Wirkung: Chinas größter Chip-Ausrüster Naura Technology steigerte seinen Umsatz im ersten Halbjahr 2025 um 30 Prozent und meldete 779 Patente – mehr als doppelt so viele wie 2020.
- Wissenschaftler in Shenzhen haben Anfang 2025 einen Prototyp einer EUV-Lithografie-Maschine fertiggestellt, gebaut von ehemaligen ASML-Ingenieuren mit Komponenten vom Sekundärmarkt.
Peking setzt eine nicht öffentlich dokumentierte Quote durch: Wer neue Chip-Fabriken bauen will, muss nachweisen, dass mindestens die Hälfte der Ausrüstung aus China stammt. Die Maßnahme trifft westliche und japanische Zulieferer hart.
China hat eine weitreichende neue Vorgabe für seine Halbleiterindustrie eingeführt. Laut einem Bericht von Reuters müssen Chiphersteller, die staatliche Genehmigungen für den Bau oder die Erweiterung von Fabriken beantragen, nachweisen, dass mindestens die Hälfte ihrer Ausrüstung von chinesischen Herstellern stammt. Die Regel ist nicht öffentlich dokumentiert, wird aber von den Behörden in den Genehmigungsverfahren der vergangenen Monate durchgesetzt.
Anträge, die diese Schwelle nicht erreichen, werden in der Regel abgelehnt. Bei Versorgungsengpässen und für fortschrittliche Produktionslinien, bei denen heimische Ausrüstung noch nicht verfügbar ist, gewähren die Behörden allerdings Spielraum. "Die Behörden bevorzugen es, wenn der Anteil deutlich über 50 Prozent liegt", zitiert Reuters eine Quelle. "Letztlich streben sie an, dass die Fabriken 100 Prozent heimische Ausrüstung verwenden."
US-Sanktionen zwingen chinesische Fabs zum Umdenken
Die Maßnahme ist eine direkte Reaktion auf die verschärften US-Exportbeschränkungen der letzten Jahre. Präsident Xi Jinping hat einen "Whole Nation"-Ansatz ausgerufen, um eine vollständig eigenständige Halbleiter-Lieferkette aufzubauen.
Die 50-Prozent-Regel führt dazu, dass chinesische Hersteller auch dort heimische Lieferanten wählen, wo ausländische Ausrüstung noch verfügbar wäre.
Ein ehemaliger Mitarbeiter des chinesischen Ausrüsters Naura Technology beschreibt den Wandel: "Früher haben heimische Fabs wie SMIC US-Ausrüstung bevorzugt und chinesischen Firmen keine echte Chance gegeben. Das änderte sich 2023, als chinesische Fabs keine andere Wahl hatten, als mit heimischen Lieferanten zu arbeiten."
Die Vorgabe zeigt Wirkung. Naura Technology, Chinas größter Chip-Ausrüster, testet seine Ätzwerkzeuge bereits auf einer 7-Nanometer-Produktionslinie von SMIC. Das Unternehmen meldete 2025 insgesamt 779 Patente, mehr als doppelt so viele wie 2020 und 2021, und steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr um 30 Prozent auf 16 Milliarden Yuan. Der Konkurrent AMEC wuchs um 44 Prozent. Laut Analysten erreicht China bei Photoresist-Entfernung und Reinigungsausrüstung mittlerweile etwa 50 Prozent Selbstversorgung.
China baut EUV-Prototyp mit Hilfe ehemaliger ASML-Ingenieure
Wie ernst es China im Wettrennen ist, zeigt ein weiterer Reuters-Bericht: Wissenschaftler in Shenzhen haben Anfang 2025 einen Prototyp einer EUV-Lithografie-Maschine fertiggestellt, der sich nun in der Testphase befindet. Die Maschine wurde von ehemaligen Ingenieuren des niederländischen Halbleiterausrüsters ASML gebaut, unter Verwendung von Komponenten aus älteren ASML-Maschinen vom Sekundärmarkt.
Noch im April hatte ASML-CEO Christophe Fouquet gesagt, China würde "viele, viele Jahre" brauchen, um solche Technologie zu entwickeln. Das Ziel Pekings ist eine Serienproduktion bis 2028, Reuters-Quellen halten 2030 für realistischer. Schwierigkeiten bereiten offenbar die hochpräzisen optischen Systeme, insbesondere jene von Carl Zeiss, einem wichtigen ASML-Partner.
USA und China im Chip-Konflikt
Zuletzt hatte die US-Regierung Nvidia den Verkauf des B30A-Chips nach China untersagt. Nvidia-CEO Jensen Huang warnte daraufhin, dass China das KI-Rennen gewinnen werde, da das Land von niedrigeren Energiekosten und weniger Regulierung profitiere. Wie schnell China aufholt, wenn es muss, kann die US-Chipindustrie bei der deutschen Autoindustrie erfragen: Die hat jahrelang Know-how nach China transferiert und wird jetzt von chinesischen Herstellern überholt.
Gleichzeitig darf Nvidia seine H200-Chips unter strengen Auflagen nach China verkaufen, muss dafür aber 25 Prozent Abgabe entrichten. Zudem entwickelt der Konzern eine Technologie zur Standortverifizierung seiner Chips, um Schmuggel zu erschweren. Peking wiederum drängt chinesische Unternehmen informell, keine Nvidia-Chips zu kaufen.
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