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Mit KI-Bildanalyse will das New Yorker Überwachungs-Start-up Clearview AI Behörden und Unternehmen helfen, Menschen aufzuspüren. Tests einer US-Behörde zeigen jetzt, dass Clearview es mit Spitzen-Algorithmen aus China aufnehmen kann.

Die Aufgabe, die sich Clearview AI ausgesucht hat, stellt Technologie für KI-Gesichtserkennung vor eine große Herausforderung: Zehn Milliarden Fotos warten in der eigenen Bilddatenbank auf einen Abgleich mit einem einzelnen, neu eingegebenen Foto.

Eine Fehleinschätzung durch die App kann gravierende Folgen für betroffene Personen haben, wie der Fall von Nijeer Parks aus dem Dezember 2020 zeigt. Parks wurde mit der Clearview-App anhand von Tatortfotos fälschlicherweise als Dieb identifiziert und eingesperrt.

Clearview-App schneidet in staatlichen Tests gut ab

Bei einem Test des staatlichen US-Instituts für Standards und Technologie (NIST) von fast 100 Gesichtserkennungsalgorithmen schaffte es Clearview AI in die zehn besten Algorithmen. Das Nist wiederholt diesen sogenannten "Gesichtserkennungsanbieter-Test (FRVT)" regelmäßig seit gut zwei Dekaden.

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Durch die KI-Fortschritte der letzten Jahre haben die Bilderkennungsalgorithmen insbesondere bei schlecht belichteten, schlecht fotografierten oder anderweitig qualitativ schlechten Bildern Fortschritte erzielt, berichtet die Behörde.

Der Clearview-Algorithmus schnitt besonders gut bei der Erkennung einer einzelnen Person aus einer großen Anzahl Fotos ab (Ermittlung), also der Kernaufgabe, für die er trainiert ist. Bei der Gesichtserkennung für Zugang etwa zu Gebäuden (Identifikation) erzielte der Clearview-Algorithmus schlechtere Resultate. Clearview-Gründer Hoan Ton-That ist zufrieden mit dem Ergebnis der Untersuchung, es entspreche dem Anwendungsszenario.

Clearview AI erzielte bereits gute Ergebnisse bei einem vorherigen NIST-Test, der untersuchte, wie effektiv ein Algorithmus zwei unterschiedliche Fotos derselben Person zusammenführen kann. Bei beiden Tests erreichte Clearview AI Ergebnisse auf Augenhöhe mit den dominanten Anbietern Sensetime aus China und Cubox aus Südkorea.

NIST-Bewertung hilft Clearview-Verkäufen

Die Teilnahme am NIST-Test ist freiwillig, US-Behörden müssen sich bei Kaufentscheidungen nicht nach den Testergebnissen richten. Clearview AI gibt an, dass die eigene App von Tausenden lokalen und staatlichen Polizeidienststellen verwendet wird. Auch das FBI, der Secret Service und das Innenministerium sind als Clearview-Nutzer bekannt.

Die positiven NIST-Bewertungen geben Clearviews Verkaufsteam laut Ton-That Auftrieb. Er kündigte Anfang Oktober weitere Verbesserungen für die Clearview-App an, wie KI-gestützte Bildverbesserer, die Unschärfen oder Masken auf Bildern entfernen und ein verdecktes Gesicht anhand anderer passender Personenfotos automatisch vervollständigen können.

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Unter anderem Australien und UK wehren sich gegen den Einsatz der „Google-Suche für Menschen“ im eigenen Land: Die australische Datenschutzbehörde OAIC erteilte Clearview kürzlich Betriebsverbot. Clearview AI möchte dagegen vorgehen.

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Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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