Einst galt KI als potenzieller Google-Killer. Doch inzwischen zeigt sich, dass Google mit eigenen KI-Produkten vorn mitspielt und zugleich durch Rechenleistung und Suchdaten zur zentralen Infrastruktur für konkurrierende KI-Labore geworden ist.
Bereits vor zwei Jahren habe ich darauf hingewiesen, dass Googles sogenanntes Innovator’s Dilemma vielmehr eine Chance für Innovation sein könnte. Google treibt die Entwicklung eigener KI-Modelle und deren Integration in die Websuche dynamisch voran. Gleichzeitig liefert das Unternehmen mit seiner Infrastruktur und seinen Daten die Basis für die nächste Generation von KI-Produkten anderer Labore.
Laut eines Berichts von The Information hat Meta einen Cloud-Vertrag mit Google über mehr als zehn Milliarden US-Dollar abgeschlossen. Die Vereinbarung läuft über sechs Jahre und umfasst den Zugang zu Servern, Speicher, Netzwerken und Nvidias GPUs in Googles Rechenzentren.
Der Vertrag gilt als einer der größten in der Geschichte von Google Cloud – und ist auch deshalb bemerkenswert, weil Meta-CEO Mark Zuckerberg und Google in zahlreichen Bereichen Konkurrenten sind. Google galt lange Zeit als der Erzfeind von Meta-CEO Mark Zuckerberg. Neben eigenen Rechenzentren nutzt Meta bereits Infrastruktur von Amazon Web Services, Microsoft Azure, Oracle und CoreWeave.
OpenAI nutzt ebenfalls Googles Cloud – und heimlich die Suchergebnisse
Auch OpenAI bezieht inzwischen Rechenleistung von Google Cloud. Zudem nutzt das Unternehmen offenbar Suchdaten von Google – allerdings nicht direkt, sondern über den Drittanbieter SerpAPI, wie The Information berichtet. SerpAPI ist ein Web-Scraping-Dienst, der Suchergebnisse extrahiert und an Kunden weitergibt. OpenAI war bis Mai 2024 öffentlich als Kunde gelistet.
Die über SerpAPI bezogenen Daten helfen ChatGPT bei der Beantwortung aktueller Fragen, etwa zu Nachrichten oder Börseninformationen. Auch Apple, Perplexity und Meta nutzen SerpAPI. Google selbst stellt keine offiziellen APIs für Suchdaten bereit und dürfte wenig daran interessiert sein, ChatGPT bei der Verbesserung seiner Suchfunktionalität zu unterstützen.
Die Tiefe und Relevanz eines Suchindexes wirken sich direkt auf die Qualität von KI-Antworten aus. So nutzt Anthropic für Claude den Brave-Index, doch dessen API-Ergebnisse reichen bislang nicht an das Niveau von Google oder ChatGPT heran.
Langfristig arbeitet OpenAI daran, ähnlich wie Perplexity, einen eigenen Suchindex aufzubauen. Derzeit greift ChatGPT auf eine Mischung aus Datenquellen zurück – darunter Microsofts Bing, der eigene Crawler und eben indirekt Google. Die Antworten sind bereits leistungsfähig, insbesondere mit fortgeschrittener agentenbasierter Modellarchitektur wie "o3", das auf Webnavigationsdaten trainiert wurde. Dennoch bleibt ChatGPT auf Infrastruktur und Daten anderer Plattformen angewiesen.