xAI plant mit Colossus 2 ein beispielloses Gigawatt-Rechenzentrum, um im KI-Wettlauf aufzuholen. Doch obwohl es Konkurrenten wie Meta überholen könnte, bleibt OpenAI bei der Rechenleistung laut Analysten vorerst weiter vorn.
Elon Musks KI-Unternehmen xAI plant laut einem Bericht von Semianalysis den Bau eines KI-Supercomputers namens "Colossus 2", der als größter einzelner KI-Cluster der Welt konzipiert ist. Während diese Anlage Konkurrenten wie Meta und Anthropic bei der Rechenleistung übertreffen soll, deuten die Daten von Semianalysis darauf hin, dass xAI damit nicht zur gesamten Rechenkapazität von OpenAI aufschließen kann. OpenAI bleibt in Bezug auf die totale verfügbare Rechenleistung voraussichtlich weiterhin weit voraus.
Schätzungen von Semianalysis zufolge soll die Kapazität von Colossus 2 bis zum dritten Quartal 2025 zwar die von Meta und Anthropic übertreffen. Die nötigen GPU-Zuteilungen von Nvidia habe sich das Unternehmen bereits gesichert. Dennoch zeigt eine Grafik im Bericht, dass OpenAIs gesamte Trainingskapazität die von xAI auch dann noch deutlich übersteigen wird.
Ein Gigawatt-Rechenzentrum in Rekordzeit
Der Bau von Colossus 2 begann dem Bericht zufolge am 7. März 2025 mit dem Erwerb eines fast 93.000 Quadratmeter großen Lagerhauses in Memphis, Tennessee. Innerhalb von nur sechs Monaten soll xAI eine Kühlkapazität von rund 200 Megawatt installiert haben, was für den Betrieb von etwa 110.000 Nvidia GB200 NVL72-Systemen ausreichen würde.
Um Widerstand gegen den Bau von Gasturbinen in Memphis zu umgehen, hat xAI laut Semianalysis eine kreative Lösung gefunden: Die Energieerzeugung wird in den benachbarten Bundesstaat Mississippi verlegt. Dort hat das Unternehmen Mitte 2025 ein ehemaliges Kraftwerk von Duke Energy in Southaven erworben. Die dortigen Aufsichtsbehörden sollen xAI eine vorläufige Genehmigung erteilt haben, die Gasturbinen bis zu 12 Monate lang ohne reguläre Erlaubnis zu betreiben. Die Energie soll über neu errichtete Mittelspannungsleitungen und Tesla-Megapack-Speicher zum Rechenzentrum in Memphis transportiert werden.
Für die schnelle Skalierung der Energieversorgung arbeitet xAI mit dem börsennotierten Unternehmen Solaris Energy Infrastructure zusammen. xAI soll bereits 1.140 Megawatt aus dem Auftragsbuch von Solaris für sich beanspruchen. Ein Teil davon wird über ein Joint Venture realisiert, an dem Solaris zu 50,1 Prozent und xAI zu 49,9 Prozent beteiligt ist. Bis zum zweiten Quartal 2027 sollen für xAI über 1,1 Gigawatt an Turbinenleistung voll betriebsbereit sein.
Finanzierung durch den Nahen Osten und Tesla?
Die Kosten für Colossus 2 werden auf "mehrere zehn Milliarden Dollar" geschätzt. Da xAI laut Semianalysis kaum externe Einnahmen generiert und der Großteil der Umsätze aus internen Verrechnungen mit X.com stammen soll, ist das Unternehmen auf massive externe Finanzmittel angewiesen. Der Bericht verweist auf Musks enge Beziehungen zu Investoren aus dem Nahen Osten, darunter Staatsfonds aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar.
Trotz der beeindruckenden Hardware-Expansion steht xAI laut Semianalysis vor erheblichen Herausforderungen. Das Unternehmen habe zwar ein starkes Forschungsteam, leide aber unter einer hohen Fluktuation aufgrund der "Hardcore"-Arbeitskultur, bei der Arbeitszeiten von 12 Stunden an sieben Tagen der Woche üblich seien.
Auch das Geschäftsmodell wirft Fragen auf. Das API-Modell Grok 4 sei preislich auf dem Niveau von Konkurrenzprodukten wie Claude Sonnet 4, biete aber geringere Fähigkeiten, insbesondere beim Programmieren. Im Unternehmensbereich sei die Akzeptanz sehr gering, was unter anderem auf öffentliche Pannen wie den "MechaHitler-Vorfall" und Bedenken hinsichtlich Musks Einfluss auf das Modellverhalten zurückzuführen sei. Selbst das Verbrauchergeschäft, das von der engen Integration in X profitiert, zeige ein abflachendes Umsatzwachstum.