Mit Künstlicher Intelligenz kann man Menschen Dinge tun und sagen lassen, die sie nie getan oder gesagt haben. Die britische TV-Serie The Capture zeigt, was passiert, wenn der Staat Deepfake-Technologie für seine eigenen Zwecke missbraucht.
Wurde eine KI mit ausreichend Video- und Audiomaterial einer Person trainiert, kann sie es hervorragend nachahmen: Ein beliebiges Gesicht auf einem Bild oder Video kann täuschend echt durch das einer anderen Person ersetzt und selbst die Stimme beinahe perfekt nachgemacht werden.
KI-Forscher, Journalisten und Politiker warnen seit dem Aufkommen der ersten Video-Deepfakes Ende 2017 vor den möglichen Folgen breitflächiger KI-Manipulation. Denn im Gegensatz zu herkömmlichen Arten von Video- und Audiofakes können Deepfakes heute von jedem hergestellt werden, der gute PC-Kenntnisse mitbringt (siehe Artikel Deepfake selbst erstellen).
Von Fake-Pornos über politische Propaganda bis hin zu einer allgemeinen Erosion der Beweiskraft von Video und Audio: Deepfakes werden als Gefahr für das Individuum und die Demokratie angesehen. Die Herstellung und Verbreitung der KI-Fakes steht deshalb in China und manchen US-Bundesstaaten bereits unter Strafe. Soziale Netzwerke wie Youtube, Twitter und Facebook wollen insbesondere im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen gegen Deepfakes vorgehen.
Eine Regierungsverschwörung
The Capture ist die erste TV-Serie, die sich mit Deepfake-Technologie und deren potenziellem Missbrauch auseinandersetzt. Sie erzählt die Geschichte des Soldaten Shaun Emery (gespielt von Callum Turner), dem vorgeworfen wird, eine Anwältin entführt zu haben.
Die Beweise gegen Emery scheinen stichfest, der Fall abgeschlossen, denn eine Überwachungskamera filmte den Soldaten gut sichtbar bei seiner Tat.
Als der Angeklagte das Material vorgesetzt bekommt, ist er schockiert: Der Mann auf dem Video ist nicht er selbst. Die Polizistin Rachel Carey (gespielt von Holliday Grainger) nimmt den Fall auf und sieht sich während ihrer Untersuchung schon bald mit einer geheimdienstlichen Verschwörung konfrontiert.
Zweite Staffel angekündigt
In diesem fiktiven Szenario stellen für einmal nicht Internettrolle und dubiose politischer Kräfte Deepfakes her. Stattdessen wird ausgerechnet die Regierung zum Deepfake-Übeltäter und nutzt die Technologie, um falsche Beweise herzustellen und politische Entwicklungen zu steuern. Dabei wirft die TV-Serie die Frage auf, ob und unter welchen Umständen Regierungen die KI-Technologie für "gute Zwecke" missbrauchen dürfen und wurde in England deshalb kontrovers diskutiert.
Zur Aufklärung wird die Serie allemal beitragen: In einer Episode wird im Detail gezeigt und erklärt, wie und weshalb Deepfakes hergestellt werden.
Die aus sechs Episoden bestehende erste Staffel wurde im Herbst 2019 auf dem Online-Sender BBC Three zum ersten Mal ausgestrahlt und wird am 15. Juli ins Programm des neuen US-Streamingdienstes NPC Peacock aufgenommen.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird die Serie voraussichtlich über den Bezahlsender Sky verfügbar gemacht. Noch ist unklar, wann es so weit sein wird. Eine zweite Staffel wurde bereits angekündigt.
Deepfakes können im Übrigen auch für positive oder unterhaltsame Zwecke eingesetzt werden, etwa um politische Verfolgte zu anonymisieren, Musiker zu verjüngen sowie für Hollywood-Tricktechnik oder Internetvideos, in denen die Gesichter von Schauspielern zu Unterhaltungszwecken ausgetauscht werden.
Quelle und Titelbild: NBC Peacock / BBC