KI in der Praxis

"Do Not Pay" soll mit GPT-4 Strafzettel anfechten und bei Rechnungen sparen

Harry Verity

Midjourney prompted by THE DECODER

KI könnte das Verbraucherrecht durch die Automatisierung von Einsprüchen und Anfechtungen umwälzen. Der GPT-4 "Do not Pay"-Dienst verspricht genau das.

Do Not Pay ist ein GPT-4-basierter KI-Anwaltsbot, der den Nutzern verspricht, Geld für Rechnungen zu sparen, Strafzettel anzufechten und Hotelübernachtungen erstattet zu bekommen. Er sorgt jedoch auch für Kontroversen.

Wie "Do not Pay" funktioniert

Der mit GPT-4 betriebene Bot wurde nach Angaben des Anbieters zusätzlich in Verbraucherrecht und den Gesetzen der wichtigsten westlichen Länder geschult. Dadurch kann er unter Berufung auf bestimmte Gesetze überzeugende Briefe verfassen, die er dann im Namen der Nutzer per E-Mail an Unternehmen oder Behörden schickt, um ihnen Geld zu sparen.

Die Anwendungsfälle sind zweifellos beeindruckend. Laut The Guardian hat der Bot mehr als 160.000 Strafzettel in New York und London aufheben lassen. Das folgende Beispiel zeigt einen Brief von Do Not Pay an United Airlines, in dem die Rückerstattung der Kosten für WiFi im Flugzeug gefordert wird.

Bild: Browder

AutoGPT

Der Gründer von Do Not Pay, Joshua Browder, zeigte kürzlich, wie Do Not Pay in Verbindung mit AutoGPT Bankkonten, Kreditkarten und Transaktionen analysieren kann, um sicherzustellen, dass Nutzer das beste Angebot erhalten.

AutoGPT ist jedoch noch kein Werkzeug für den Durchschnittsverbraucher, da es grundlegende Kenntnisse in Programmierung und Prompting voraussetzt.

Browders Behauptungen über die Fähigkeiten des Tools sind endlos, und er argumentiert, dass der Reiz darin liegt, dass es dem Durchschnittsverbraucher helfen kann, Dinge einzufordern, die ihm normalerweise verwehrt bleiben, weil er keinen Zugang zu einem Top-Anwalt oder keine grundlegenden Rechtskenntnisse hat.

Juristische Gegenwehr

Doch das ist nur die eine Seite der Geschichte. In letzter Zeit ist Do Not Pay in die Schlagzeilen geraten, weil das Unternehmen selbst verklagt wird. In einer bei einem Gericht in San Francisco eingereichten Klage wird dem Unternehmen vorgeworfen, seine Kunden durch minderwertige Rechtsdokumente getäuscht zu haben.

Ein Großteil der Kritik am Bot konzentriert sich auf die Tatsache, dass der Roboteranwalt nicht qualifiziert war, und weniger auf seine Ergebnisse. In der Klage heißt es: "DoNotPay hat keinen juristischen Abschluss, ist an keinem Gericht zugelassen und wird von keinem Anwalt beaufsichtigt".

Andere Kritiker verglichen das Unternehmen sogar mit Theranos, das eine bahnbrechende Bluttesttechnologie gefälscht hatte und dessen Gründerin Elizabeth Holmes nun wegen Betrugs im Gefängnis sitzt.

Ein aktueller Gerichtsfall, bei dem ein Anwalt wegen der Nutzung von ChatGPT zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, hat den Einsatz von KI in der Rechtsbranche ins Rampenlicht gerückt.

Preisgestaltung

Es gibt keine kostenlose Testversion von Do Not Pay. Stattdessen zahlen die Nutzer alle zwei Monate 36 Dollar, die sich automatisch verlängern. Angesichts der Kritik an Do Not Pay würde eine Testversion den Verbrauchern ermöglichen, selbst zu entscheiden, ob sie mit Do Not Pay Geld sparen können. Ob Do Not Pay den Verbrauchern Geld spart, hängt wahrscheinlich von den spezifischen Aufgaben ab, die sie mit dem Modell erledigen wollen.

Gründer

Joshua Browder ist ein Software-Ingenieur und Investor. Er studierte Informatik an der Stanford University, bevor er sein Studium abbrach, um das Thiel-Stipendium zu erhalten.